Wir sind uns nicht böse
Am Ende, als die Bravo- und Buhsalven aus dem Zuschauerraum prasselten, gab Essens GMD und Opernchef Stefan Soltesz dem Regisseur nicht nur die Hand, er umarmte ihn auch nicht jovial, sondern er machte gehorsamst einen Diener. Ja, es ist ein Coup, dass Hans Neuenfels in Essen inszeniert, wo er doch schon vor Jahrzehnten Theatergeschichte geschrieben hat in Frankfurt und Berlin. Und dann auch noch seinen erst zweiten Wagner (nach hintersinnig heimatbewussten «Meistersingern» in Stuttgart). Eine lebende Legende, der Mann.
2010 darf Neuenfels auf dem Grünen Hügel (Katharina macht’s möglich) debütieren: mit «Lohengrin». Vorher noch kommt «Parsifal» in Basel. Eine Wagner-Schwemme geradezu in späten Jahren, wo doch einst Verdi, der große Realist, von Neuenfels, dem großen Surrealisten, viel profitiert hatte.
Genauso gut hätte der Regisseur freilich vor dem Dirigenten einen Diener machen können. Denn was Soltesz mit seinem Orchester bot, war nicht nur von großstädtischem Format, sondern besser als das, was man in Sachen Wagner zuletzt in Hamburg oder München zu hören bekommen hatte. Schlank und federnd kommt die Dresdner Fassung des «Tannhäuser» im Aalto-Theater daher, keineswegs ...
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