Wimmelbilder
Lassen wir Jonas Kaufmann einfach mal in Ruhe. Der Mann steckt wahrscheinlich gerade in der heikelsten Phase seiner Laufbahn. Mehrere Monate musste er wegen eines Hämatoms auf den Stimmbändern pausieren. Bekanntlich sind Monate, in denen Sänger nicht auftreten dürfen, viel anstrengender als solche, in denen sie gut zu tun haben. Zur nervlichen Belastung und einem geradezu hysterisch angeheizten Erwartungsdruck kommt die Härte des Marktes. Jonas Kaufmann muss jetzt, wo er wieder da ist, sofort Partien abliefern wie Lohengrin und Andrea Chénier, beides kaum Entspannungsübungen.
Am Ende der Saison droht sogar der Otello an Covent Garden – ein Rollendebüt, ebenfalls hysterisch erwartet. In einem kleinen Ensembletheater hätten sich Intendant und Tenor auf einen moderaten Wiedereinstieg verständigen können. Erst mal eine mittlere Partie, ein Mozart vielleicht sogar, zumindest eine «Tosca». Für Stars gelten andere Regeln. Alles muss weitergehen – als sei nichts geschehen.
Bei der Münchner Premiere von «Andrea Chénier» sang Jonas Kaufmann im ersten und zweiten Bild immer wieder zurückhaltend und vorsichtig, fast möchte man sagen: instinktiv richtig. Zur historischen Figur des tragischen, ...
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Opernwelt Mai 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Stephan Mösch
alpha
14.05. – 20.15 Uhr
Mariss Jansons dirigiert Strauss: «Don Quixote»
S: Yo-Yo Ma
25.05. – 11.00 Uhr
Die Bamberger Symphoniker spielen Felix Mendelssohn Bartholdy
Symphonie Nr. 2, «Lobgesang» op. 52
28.05. – 20.15 Uhr
Jansons dirigiert Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-moll
arte
01.05. – 00.25 Uhr
Mozart und Tschaikowsky bei den Proms
Bei den Londoner...
Es geht ihm durchaus um Schönheit, Wahrheit, musikalische Logik, nicht jedoch um Konsens und Konsum. Lange haftete Helmut Lachenmann das Etikett des Zerstörers, Verweigerers, des «Geräuschkomponisten» an. Noch bei der Uraufführung seines «Mädchens mit den Schwefelhölzern» 1997 in Hamburg polemisierte der «Spiegel» unverhohlen. Inzwischen wurde das Stück in ganz...
Die leere, mit Holzplanken ausgelegte Bühne ragt bis in den Zuschauerraum hinein, das brutal-schöne Bild eines im Wasser liegenden, nur mit einem Slip bekleideten toten Mädchens wird projiziert. In pausenlosen 100 Minuten werden wir zu Augen- und Ohrenzeugen des Menschenschlachthauses, das Aischylos, der älteste der griechischen Tragiker, vor zweieinhalb...