Willkommen im Gefängnis der Ehe
Die Komische Oper bemüht sich neuerdings auffällig, Kontinuität in der Tradition ihres Hauses herauszustellen. Während man auf Symposien über die Gemeinsamkeiten von Calixto Bieito und Walter Felsenstein diskutieren lässt und der Pausengast um Bronzetafeln zur Geschichte des Hauses und die Büste des Gründers nicht mehr herumkommt, inszeniert Andreas Homoki jene «Fledermaus» neu, mit der das Musiktheater an der Behrenstraße vor sechzig Jahren eröffnet wurde.
Doch anders als Felsensteins glitzernde Wiener Revuefilm-Ästhetik, die auf seinen Frankfurter und Berliner Sensationserfolgen von 1934 und 1935 basierte, von Goebbels beklatscht und ins Kulturprogramm der Olympiade 1936 aufgenommen wurde, verlegt Ausstatter Wolfgang Gussmann nun die Komische Oper (Felsenstein hatte die Gattungsbezeichnung der «Fledermaus» nach dem Partiturerstdruck richtig gestellt) ins «Raub der Sabinerinnen»-Milieu eines wilhelminischen Schwanks. Gefängnisdirektor Frank und Rentier Eisenstein gieren wie ausgehungerte Unrats-Professoren nach feschen Lolas in Schnürmieder und Rüschenhöschen. Dass der Mittelstand bei seinen Ausbruchsversuchen zwangsläufig immer wieder bei der eigenen Gattin nebst Stubenmädchen ...
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Zum siebten Mal fand Ende August der 1995 ins Leben gerufene Gesangswettbewerb Königin Sonja (Dronning Sonja Internasjonale Musikkonkurranse) in Oslo statt. Einhundertsiebenundsechzig Kandidaten aus zweiundvierzig Ländern hatten sich gemeldet, vierundvierzig Teilnehmer wurden ausgewählt. Eine hochkarätige Jury, bestehend aus Joan Sutherland, Anne Gjevang, Ragnar...
Eingekerkert, im Dunkeln weggeschlossen, verwahrlost und seelisch ausgehungert: Derart misshandelte Frauen müssten ihrer Befreierin um den Hals fallen und dem Ort des Grauens schnellstmöglich entfliehen. Dass genau dies in der Oper «Ariane et Barbe-Bleue» des französischen Komponisten Paul Dukas (1865-1935) nicht passiert, stellt eines der großen Hindernisse...
Così fan tutte – so machen’s alle. Nicht aber in Bonn im Falle von Puccinis «La Bohème», einer Oper, der man sich aufgrund vieler klischeehafter Aufführungen eigentlich mit Vorbehalten zu nähern pflegt. Bei Dietrich Hilsdorf jedoch, einem vor Ort seit vielen Jahren vertrauten Regisseur (wenn auch leider nicht mehr im Schauspiel), dürfen Erwartungen an eine...