Puccini: Turandot
Die Sklavin Liú hat sich geopfert, der Vorhang geht zu. Das Finale der Oper «Turandot» hat Puccini nicht mehr komponiert, der Krebs war schneller. Ping, Pang und Pong, die drei Minister aus Turandots Reich diskutieren am Orchestergraben. Auf Italienisch mit Übertiteln. Soll jetzt Schluss sein? Oder einer der Schlüsse gespielt werden, die Franco Alfano und Luciano Berio geschrieben haben. Und wenn ja, mit welchen Kürzungen? «Seid ruhig! Hier wird gemacht, was ich will», tönt die Stimme von Essens Generalmusikdirektor Stefan Soltesz aus dem Graben.
Und dann gibt es eine Kurzversion des Alfano-Endes.
Dieses hinzugedichtete Intermezzo war der heiterste Regieeinfall Tilman Knabes. Das Bühnenbild von Alfred Peter verlegt das Stück – wie das Programmheft verrät – in «die Hauptstadt eines totalitären Staates». Das Volk drängelt sich zwischen schäbigen Hauswänden, uniformierte Schergen halten es mit Absperrgittern in Schach. Der Kaiser wird auf einem Stuhl hereingetragen, er hat eine Atemmaske vor dem Antlitz und hängt am Tropf.
Tilman Knabe entwirft heftige Horrorbilder. Blutüberströmte Männerkörper schleppen sich zum Bühnenrand und brechen dort zusammen; die geköpften Opfer Turandots haben ...
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