Beethoven: Fidelio
Wie schon 1907 zur Einweihung und 1953 zur Nachkriegswiedereröffnung dient Beethovens Hymnus auf die Gattenliebe den Kielern auch diesmal, zur Feier des hundertjährigen Bestehens ihres Opernhauses, als Festoper – obwohl die finale Utopie des Werks für Dominik Neuner, wie er das Publikum mit einem in Sekt- und Partylaune endenden Schlussbild unmissverständlich wissen lässt, nur noch als Anlass für ein oberflächliches gesellschaftliches Event zu taugen scheint.
Abgesehen von dieser Szene gelingen dem Regisseur innerhalb seiner insgesamt gemäßigt traditionellen Inszenierung nachdenkenswerte Akzente, vor allem durch die Aufwertung der Figur der Marzelline. Sie wird mit ihrer privaten Tragödie, mit ihrer gefühlsverwirrten Verzweiflung (Susan Gouthro weiß das ebenso anrührend zu singen wie variantenreich zu spielen) zum eigentlichen Mittelpunkt der Handlung, während andere Aspekte des Stückes, etwa eine auf der Kontrastierung von Pizarro und Leonore aufbauende politische Sichtweise, eher in den Hintergrund treten.
Was nicht zuletzt auch an den beiden Darstellern liegt. Jooil Choi zieht das Klischee des brutalen Oberbösewichts ab und röhrt sich durch die Partie mit undisziplinierter ...
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