Widerborstig

Bellini: Beatrice di Tenda an der Bastille-Oper Paris

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Unter den Töchtern Vincenzo Bellinis gilt sie als die unscheinbarste. Weder besitzt sie die Anmut einer Amina, Bianca oder Elvira, noch den Zauber einer Zaira oder Agnese (Kosename: Alaide); auch eignet ihr kaum das (sich ins Tragische wendende) jugendliche Unbekümmerte Giuliettas, die Sanftmut einer Imogene oder das Flammend-Heroische der schönen Norma. Beatrice di Tenda sitzt, obschon blaublütig, leicht abseits des erlauchten Schwesternkreises am Katzentisch – einsam, kaum beachtet und sogar ein wenig aschenputtelig, nur leider ohne den Charme einer Prinzessin. Ein Stiefkind.

Die Gründe liegen auf der Hand oder besser: im Werk selbst. Bellinis vorletzte Oper fußt nicht nur auf einem dramaturgisch lückenreichen Libretto (sein Verfasser, der hochmögende Felice Romani, nannte es selbstkritisch ein «Fragment»), sie reicht auch kaum heran an den melodischen Reichtum der Vorgängerwerke «La sonnambula» und «Norma»; zumal das mystische Feuer des Letzteren vermochte der Komponist nicht mehr in gleichem Maße zu entfachen: Bei der Uraufführung am 16. März 1833 gab es sogar «Norma»-Rufe von der Galerie – woran auch die Primadonna assoluta Giuditta Pasta, die als Priesterin wahre Jubelstürme ...

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Opernwelt April 2024
Rubrik: Panorama, Seite 57
von Jürgen Otten

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