Wer keine Haltung hat, ist zum Design verdammt

Peter Konwitschny über seine Erfahrungen in Japan und in beiden deutschen Staaten

Opernwelt - Logo

Herr Konwitschny, Sie sind in Berlin an der Hanns-Eisler-Hochschule ausgebildet worden, haben viele Jahre bei Ruth Berghaus assistiert, bei Joachim Herz. Sie sind also, wenn ich so sagen darf, als Regisseur in der DDR sozialisiert worden. Der große Durchbruch kam im Westen – mit Arbeiten in Graz, Hamburg, Stuttgart, München. Hat dieser Erfolg mit dem zu tun, was Sie im Osten gelernt haben? Spielt das Bewusstsein von Ost und West bei Ihrer Arbeit noch eine Rolle? Oder hat sich das längst neutralisiert?
Natürlich bin ich froh, dass ich in der DDR groß geworden bin.

Wir haben dort viel gelernt. Ganz speziell hatte ich das Glück, dass in Berlin Brecht und Felsenstein gearbeitet haben. Das war ein Theater, wie gegensätzlich auch immer, das sinnvoll war für uns alle. Diese Impulse habe ich genutzt. Bis heute ist das Wich­tigste für mich die Frage, was unsere Arbeit überhaupt für einen Sinn hat gesellschaftlich, also für uns alle. Natürlich gab es in der DDR viele blöde Funktionäre. Der Vorwurf, den «Imperialisten in die Tasche zu arbeiten mit einer Inszenierung» oder des «Geschichtspessimismus» konnte einen schnell treffen. Wenn man überleben wollte, musste man sich ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2011
Rubrik: Thema, Seite 36
von Peter Konwitschny, Stephan Mösch

Vergriffen
Weitere Beiträge
Bartoli im Schlafzimmer

Der zweite Akt von Rossinis vorletzter Oper spielt im Schlafzimmer. Das bedeutete 1828 sogar in Paris einen Tabubruch, zumal wenn der schürzenjagende Titelheld sich dort handgreiflich der Schlossherrin zu nähern versucht. Wohl in keiner Oper vor Offenbachs «La belle Hélène» wird so viel schlüpfrige Erotik gezeigt – geradezu atemberaubend in dem Terzett, in dem die...

Erkenntnis und Versuchung

Auch größte Mozart-Liebhaber – sind wir das nicht irgendwo alle? – haben an dieser Geschichte gezweifelt. Dass zwei Freunde ihre beiden Verlobten verlassen, um ihre Treue zu prüfen, weil sie darauf eine Wette eingegangen sind, mag man ja noch glauben. Dass sie verkleidet zurückkehren und den beiden Schwestern den Hof machen – und zwar der jeweils anderen – mit...

Apotheose des Künstlertums

In Oldenburg hat man schon immer ein besonderes Gespür für die musikalische Moderne bewiesen. Legendär ist die Aufführung des Berg’schen «Wozzeck» in der Spielzeit 1928/29, die dem vielfach angefeindeten Werk den Weg in die sogenannte Provinz eröffnete. Schon einige Jahre vorher hatte das Oldenburger Landestheater, wie es damals hieß, eine gute Nase für...