Wenn nicht jetzt, wann Pan?
Manche mögen’s … nicht: das Musical. Denn dort beschreiben die Protagonisten eins zu eins ihre Gefühle: «Ich bin traurig», «Ich bin verliebt», «Ja, ich kann es schaffen, wenn ich nur dran glaube!». In dem für die Deutsche Oper Berlin von Giorgio Battistelli neu komponierten «Il Teorema di Pasolini» singt jede Person auf der Bühne immer genau das, was sie gerade tut oder sich anschicken wird zu tun. «Ich befinde mich gerade im Garten», «Gleich ziehe ich mich aus», «Gleich werde ich mit dem Gast Sex haben».
Dieser «Gast» ist im Grunde ein Eindringling in eine Familie, der mit jedem der Anwesenden schlafen wird. Eine Idee aus Pasolinis Film «Teorema». Pan-Sexualität als Chance.
Das war 1968, als man wohl tatsächlich glaubte, Sex als Befreiungsakt führe unmittelbar in das Ideal eines humanen Kommunismus. Und so begibt sich der Gast zunächst in den Garten, wo sich ihm die Hausangestellte Emilia ohne großes Aufhebens hingibt. Als Nächstes ist Sohn Pietro an der Reihe. Künstlerisch dargestellte oder nur angedeutete Homosexualität war damals freilich ein Skandal – und deren Normalitätsstreben ein wichtiger Akt der Schwulenemanzipation; heraus aus der Verfolgung, Bestrafung und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt August 2023
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Arno Lücker
Gut sieht sie aus, die «alte Frau», wie sie da aus der Tür des Riesenkarpfens, der (auch) ein Haus darstellt, heraustritt, neugierig, wer da wohl geklopft hat. Eine Dame, könnte man meinen. Doch schon die ersten Worte und Töne verwandeln dieses wunderliche Wesen in ein keifendes Weib, das den beiden Menschen, die frierend und zitternd vor ihr stehen – in größter...
JUBILARE
Gisela Ehrensperger kam am 10. August 1943 in Wiesbaden zur Welt. Nach einem privaten Gesangsstudium in Zürich wechselte sie im Rahmen ihres ersten Engagements 1965 nach St. Gallen und wurde zwei Jahre später ans Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz verpflichtet, dem sie bis 2007 als Ensemblemitglied angehörte. In ihrer mehr als 40-jährigen...
Maria Callas ist ein Mythos und im öffentlichen Bewusstsein zweifelsohne die bekannteste, wirkungsmächtigste Sängerin des 20. Jahrhunderts. Eva Gesine Baur hat sich mit ihrer zum 100. Geburtstag erschienenen Biografie das hohe Ziel gesetzt, «die eigentliche Callas auszugraben». Gleich im Vorspann beklagt sie, «dass die Neugier für Maria Callas als Frau das...