Weitgehend unerlöst
Das Barock glänzte im vergangenen Jahrzehnt am Mannheimer Nationaltheater durch Abwesenheit. So ist es durchaus als programmatischer Aufbruch zu begrüßen, wenn Albrecht Puhlmann gleich als zweite Premiere seiner Intendanz ein Werk Händels auf den Spielplan setzte. Allerdings ist «Hercules» keine Oper, sondern ein «musikalisches Drama» – so die explizite Gattungsbezeichnung –, das die Dramaturgie des neuen, englischsprachigen Oratoriums auf einen Stoff der antiken Tragödie überträgt.
Im Zentrum der Handlung, die Sophokles’ Tragödie geradezu auf den Kopf stellt, steht aber nicht der Halbgott Herkules, sondern seine Gattin Dejanira, die – wie Shakespeares Othello – in grundlos zwanghafter Eifersucht die Katastrophe herbeiführt. Als sie sieht, was sie angerichtet hat, verfällt sie dem Wahnsinn. Händels Musik mit ihren düsteren Farben leuchtet in fast klinischem Realismus die seelischen Abgründe der Hysterikerin aus. Dejaniras (auch formal) zerrissene Wahnsinnsszene, mit der sie auf den Tod ihres Liebsten reagiert, gehört zu den erschütterndsten Eingebungen Händels; der emotionale «Jealousy»-Aufschrei des Chors steht dem kaum nach. Selbst das apotheotische Happy-End der ...
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