Wegweisend
Claudio Monteverdis venezianisches Spätwerk «Il ritorno d’Ulisse in patria» liegt seit Nikolaus Harnoncourts bahnbrechender Einspielung aus dem Jahr 1971 in zahllosen Aufnahmen vor. Wer sich dieser erdrückenden Konkurrenz ernsthaft stellen will, muss etwas Neues zu sagen haben! Wie der französische Dirigent Stéphane Fuget, der bisher hauptsächlich mit geistlichen Werken von Couperin und Lully hervorgetreten ist.
Gemeinsam mit seinem Ensemble Les Épopées und famosen Solistinnen und Solisten schafft er einen Neuzugang zum recitar cantando, jenem für die italienische Oper des Frühbarock charakteristischen Deklamationsstil zwischen Singen und Sprechen, der über das gewöhnliche Sprechen hinausgeht und doch «unterhalb» des Gesangs verbleibt. Er findet ihn, mit überzeugenden Quellennachweisen, in der Mikrointervallik jenseits der exakten Wiedergabe der musikalischen Notation, in den «Schönheiten und Feinheiten, die nicht geschrieben werden können», wie es bereits 1600 im Vorwort zu Jacopo Peris «L’Euridice» heißt.
Ziel seiner Wiedergabe ist nicht der wie immer geartete «schöne» Gesang des hochbarocken Belcanto, sondern ein Reichtum an Stimmbeugungen, Redeflüssen und Affekten, die, ganz ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt 12 2022
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 29
von Uwe Schweikert
Zwei Menschen: Sie, eine junge slowakische Jüdin, die 1942 mit dem ersten Frauentransport nach Auschwitz kommt; er, gleichaltrig und ein Aufseher, ein glühender Antisemit, der sich mit 17 freiwillig zur SS gemeldet hatte und als besonders brutal gilt. Sie muss ihm zum 21. Geburtstag ein Ständchen bringen – er verliebt sich in sie. Er rettet ihrer Schwester das...
Stück-Werk» hieß das Ziel, das der Stuttgarter Opern-Intendant Klaus Zehelein 1997 ausgab, nachdem er sich mit dem für die geplante Neuinszenierung von Wagners «Ring des Nibelungen» vorgesehenen Regisseur Johannes Schaaf zerstritten hatte und eine andere Lösung suchte. Dass das Ganze das Unwahre sei, hatte er einst bei Adorno gelernt. «Wagners Arbeit am Ring», so...
Der Ort ist pikant. Und mit tristen Bildern reichlich gefüllt. Nur wenige Steinwürfe von der Deutschen Oper Berlin wurde am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg vom West-Berliner Polizisten Karl-Heinz Kurras im Rahmen der Proteste gegen das iranische Schah-Regime Mohammad Reza Pahlavis getötet, mit einem Schuss in den Hinterkopf. Berühmt geworden ist das Foto,...
