Weber: Der Freischütz
Er wartet nur darauf, nach «Wir winden Dir den Jungfernkranz» die Totenkrone überbringen zu dürfen: Ein androgyner Samiel hat sich verkleidet bei den Brautjungfern eingeschlichen und begleitet nun genervt das Ständchen für Agathe. Doch dass der personifizierte Teufel das komödiantische Zentrum der Inszenierung ist, behauptet Brigitte Fassbaender eher, als dass sie es sichtbar macht.
Da kann Eleonore Bürcher als Samiel noch so schön rudern, wenn sie den Jägerchor dirigiert, Jagdtrophäen überreichen oder das Gießen der Bleikugeln in die Hand nehmen: Die Idee der Figur bleibt unentschieden wie die ganze Aufführung.
Von Versagensängsten in die Depression getrieben, ist Max immer auf der Bühne anwesend und erhält am Ende gar eine Sitzung bei Dr. Freud – in Gestalt des Eremiten. Das freilich bekommt nur derjenige mit, der das Programmheft gelesen hat. Schade, dass Brigitte Fassbaender hier nicht den Mut hatte, ihren psychoanalytischen Ansatz konsequent durchzuhalten. Stattdessen konfrontierte sie das zeichenhafte Bühnenbild mit Biedermeier-Klischees in den Kostümen, ließ konkret Realistisches mit Symbolischem abwechseln: Da verkriecht sich Agathe zur Beruhigung ins noch nicht einmal ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Wenn er daherkäme wie Hans Pfitzners Palestrina in der Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff 1999, niemand könnte ihm böse sein: der Intendant als resignierter Romantiker im öffentlich-kommunalen Musikbetrieb. Zehn Jahre ist Tobias Richter nun in Düsseldorf, und schon die Bedingungen zu seiner Amtsübernahme waren keineswegs dazu angetan, ihn zum Strahlemann der...
An diesen Basler Start wird man noch eine Weile denken. Kaum dass die Aufführung von Sergej Prokofjews «Liebe zu den drei Orangen» fünf Minuten alt war, brach Armin Jordan an jenem Pult zusammen, an dem er von 1971 bis 1989 als Chef gewirkt hatte und jetzt nach siebzehn Jahren erstmals wieder erschienen war. Vier Tage nach diesem Saisoneröffnungsabend des neuen...
«Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort»: Giuseppe Bardari jedenfalls, Donizettis damals siebzehnjähriger Librettist, hat mit Schillers wortgewaltigem Drama «Maria Stuart» kurzen Prozess gemacht, das heißt, aus ihm so gut wie alle politischen Implikationen eliminiert und den Plot auf den Streit zweier Königinnen um einen relativ schwachen Mann reduziert, den...