Wahlverwandtschaften
Mehr als Scharnierwerke zwischen verebbender Romantik und heraufdämmernder Moderne sind das. Und es scheint, als habe mit Blick auf diese Phase der musikalischen Entwicklung Richard Strauss auch beim Lied (wie bei der Oper) den Repertoire-Sieg davongetragen. Dabei erkunden die Mini-Dramen eines Franz Schreker, Alexander Zemlinsky, Othmar Schoeck oder Wilhelm Kienzl ganz eigene, eigentümliche Felder der Farben und harmonischen Novitäten – auch wenn die Themen nicht unbedingt neu sind.
Mit dem Zyklus «Turmwächterlied und andere Gesänge» bewegt sich Zemlinsky zum Beispiel auf einem parallelen Pfad zu Mahlers «Wunderhorn»-Liedern, die auch Kriegerisches thematisieren. Bei Zemlinsky ist der Pathos-Anteil etwas größer – wovon sich freilich Norbert Ernst nicht verführen lässt. Dem Tenor, Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, ist mit «Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt» eine mutige, hörenswerte Lied-CD geglückt, ganz ohne Hits. Sie kündet von der Neugier dieses Sängers und davon, dass seine Stimme zu mehr fähig ist als zu Charakterrollen à la Loge oder David. Ernst singt das zwischen Spätromantik und Expressionismus oszillierende Repertoire mit leicht ansprechender, gehaltreicher, nur ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2014
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 21
von Markus Thiel
Wir wussten, dass Gerard Mortier nicht mehr viel Zeit bleiben würde. Dass er den Tag im Mai, an dem «Opernwelt» und der «Ring Award» in Graz sein Lebenswerk mit einem neuen Preis für Musiktheater, dem «Mortier Award», würdigen werden, womöglich nicht mehr erleben könnte. Er hatte sich sehr über die Initiative gefreut und die Statuten des Preises mitbestimmt. Nun...
Der Ungar Jenö Hubay (1858-1937) ist heute nur noch Geigern durch seine virtuosen Violinkompositionen ein Begriff. Braunschweig hat jetzt seine 1923 in Budapest uraufgeführte, zuletzt 1936 in Wien und Chemnitz gespielte Oper «Anna Karenina» ausgegraben. Hubays Librettisten Alexander Góth und Andor Gabór (der später als kommunistischer Schriftsteller in der Weimarer...
Knapp 60 Seiten umfasst das «Verzeichnüß aller meiner Werke», das Wolfgang Amadé Mozart lückenlos geführt hat. Auf dem Etikett steht: «Vom Monath Febrario 1784 bis Monath … 1». Alles ist offen. Nur die «1» am Zeilenende steht für das Jahrtausend, in dem das Verzeichnis zu Ende gehen würde, dem Jahrhundert hingegen griff Mozart nicht vor. Der letzte Eintrag stammt...