Wiedergänger im Aquarium
Verdis dicker, bankrotter Ritter Sir John Falstaff zeigt in Frankfurt den justiziablen Stinkefinger – allerdings nur auf dem Plakat, mit dem die Oper für Verdis bitterböse Komödie wirbt. Auf der Szene selbst geht es in Keith Warners Inszenierung eher gefällig zu. Warner, Boris Kudlicka und Kaspar Glarner (die für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnen), zeigen das Alterswerk des achtzigjährigen Verdi als musealen Spaß – den sie denn auch konsequent in einem dunklen, muffigen Museum des ausgehenden 19.
Jahrhunderts platzieren, mit dessen fahrbaren Glasvitrinen sich ausgiebig und virtuos intrigieren lässt. Erst im letzten Akt gibt der Raum mit der zweistöckigen hölzernen Shakespeare-Bühne dann den Rahmen für die Abreibung Falstaffs frei, bei der sich die Besitzbürger von Windsor mit ihren Frauen zum karnevalesken Maskenfest in elisabethanischen Kostümen einfinden.
Das ist, als pralle Shakespeare-Huldigung, glänzend gemacht – in einer typisch britischen Mischung aus slapstickhafter Übertreibung und ironischem Understatement, zielt allerdings an Verdis desillusioniert-desillusionierendem Spiel auf, ja mit dem Theater gänzlich vorbei. So ist auch bei Warner, wie in anderen ...
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Opernwelt April 2014
Rubrik: Panorama, Seite 32
von Uwe Schweikert
In den Künsten, zumal den darstellenden, gibt es Menschen, die man mehr oder weniger sieht. Primär den Stars ist Öffentlichkeit vergönnt. Doch die im Dunkeln – Autoren, Komponisten, Regisseure, Choreografen, Ausstatter, Dramaturgen –, die sieht man nicht. Dabei sind Interpreten auf Institutionen angewiesen, Kulturapparate, die nicht nur technisch funktionieren,...
Impressum
55. Jahrgang, Nr 4
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
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Best.-Nr. 752266
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Redaktionsschluss dieser Ausgabe
war der 11.03.2014
Redaktion
Wiebke Roloff
Albrecht Thiemann (V. i. S. d....
Ihr letztes Album hieß «Guilty Pleasures», sündiges Vergnügen ...
Ja, es ist mein schlechtes Gewissen. Denn die Titel sind gar zu schön. Zumindest gemessen an den üblichen, europäischen Kriterien. Die CD knüpft an mein Album «The Beautiful Voice» an, das vor fünfzehn Jahren eine Art Durchbruch für mich bedeutete. Zumindest hat es das Klischee gefestigt, das mir...