Wagner predigen, Europa trinken
Die Entdeckungsreise geht weiter: Nach Jules Massenets «Le Mage» bringt die auf französische Musik des 19. Jahrhunderts fokussierte Stiftung Palazetto Bru Zane nun «Dimitri» von Victorin Joncières heraus – wieder in edler Ausstattung, als gebundenes, zweisprachiges Buch, bei dem die CDs im Umschlag stecken. Hintergrundinformation tut hier allerdings auch Not, denn selbst Kennern der Epoche ist Joncières allenfalls als Pariser Musikkritiker bekannt. Dabei hat er gar nicht wenig komponiert. Wenngleich mit bescheidenem Erfolg.
Sein einziger Hit, 1876 am Pariser Théâtre-Lyrique uraufgeführt und 1890 noch einmal an der Opéra Comique aufgenommen, war «Dimitri», ein Drama aus dem Russland des Jahres 1605, in dem der Sohn Ivans des Schrecklichen mit Boris Godunow um die Zarenkrone ringt und sich gleichzeitig privat in einer schwierigen Dreiecksbeziehung zurechtfinden muss.
Mit den Brüsseler Philharmonikern, dem Flemish Radio Choir und einer exquisiten Solistentruppe hat Hervé Niquet eine Interpretation des Werks erarbeitet, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Niquet bringt jedes Detail der skrupulös gearbeiteten Instrumentation zum Funkeln, Philippe Talbot gibt mit hellem, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 24
von Frederik Hanssen
Vom Finale der «Ariadne»-Oper hatte Hugo von Hofmannsthal klare Vorstellungen – als «wahrhaftiges Geheimnis» wollte er die Vereinigung Ariadnes mit Bacchus auf der Bühne sehen. Mit dem Eintritt des Gottes in die von Zerbinettas Commedia-Truppe immer wieder aufgemischte Tragödienwelt der kretischen Königstochter müssten alle «puppenhaften Kulissen verschwunden...
Wäre doch schön gewesen. Ein «Tannhäuser» aus dem Geist des Tanzes. Einer, der die Brüche des Werks auflöst in Bewegung, den Venusberg in Körperlogik, die mittelalterlichen Wurzeln in ein modernes Darstellungsformat, die Dualismen in einen subjektkritischen Denkhorizont. Der Sängerkrieg als Performance-Kunst. Nach allem, was Sasha Waltz bisher gemacht hat, wäre...
Vorsicht, superaktuelle Inszenierung! – ein taubenblauer PKW-Oldie thront zu Beginn im Vorgarten des bescheidenen Landhauses, als trügerische Idylle, kleinbürgerliches Sehnsuchtsobjekt für die blendend gelaunte Familie Trulove. Der erste Akt von Strawinskys «The Rake’s Progress» spielt sich in der Leipziger Inszenierung Damiano Michielettos mitten in diesem...