Von malerischer Gewalt
God save our gracious Queen. Aus dem Schaufenster eines Souvenirladens an der Piazza von Covent Garden sehen wir im Vorbeigehen die Königin winken, ein putziges Figürchen, angetrieben über eine Solarzelle; das Winken scheint daher endlos, vielleicht noch mal eine diamantene Spanne lang. Im Royal Opera House blicken wir dann auf die andere Langzeitdienerin am britischen Volk und Vaterland: Vom Fries überm Proszenium grüßt Victoria, die ihrer Urenkelin Elizabeth II. um ein paar Jahre der Regentschaft voraus ist. Noch.
Aber auch Dido, die mythische Herrscherin von Karthago, blickt (trotz ihres Bühnensuizids) in London auf ein langes Leben zurück. Mit der aktuellen Neuproduktion an Covent Garden fehlen ihr gerade mal fünf Jahre zu ihrem Diamond Jubilee. 1957 brachte die Royal Opera jene denkwürdige, nur leicht eingestrichene Gesamtaufführung von Berlioz’ «The Trojans» (damals noch in Englisch) mit dem Dirigenten Rafael Kubelik und in der Inszenierung des Schauspielmannes John Gielgud zustande, die der Rezeption des Werks weltweit neue Impulse gab. 1969 folgte die noch legendärere Produktion von «Les Troyens» unter Colin Davis, mit Jon Vickers (der den Aeneas schon unter Kubelik gegeben ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Gerhard Persché
Antonín Dvorák durchlebte in seinen drei überaus erfolgreichen und fruchtbaren Jahren in Amerika auch eine Phase der Depression, die auf finanzielle Sorgen (infolge einer Wirtschaftskrise blieben seine Honorare aus) und Todesfälle im Freundes- und Familienkreis zurückzuführen war. Hinzu kamen Anfälle von Heimweh. Dies alles veranlasste den gläubigen Komponisten,...
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