Von Hass und Rache zerrissen

Cherubini: Médée Mainz / Staatstheater

Opernwelt - Logo

Elisabeth Stöppler setzt in ihrer Mainzer Inszenierung von Luigi Cherubinis Opernversion der finstersten aller griechischen Tragödien auf eine puristisch strenge Ästhetik. Weiß und Schwarz herrschen vor auf der Bühne und in den Kostümen. Wenn sich zur Ouvertüre der Vorhang hebt, sehen wir in Annika Hallers leerem, mit gleißenden Wänden abgeschottetem Raum Dircé kauern – die Tochter des korinthischen Königs Créon, um derentwillen der eidbrüchige Karrierist Jason Médée verlassen hat. Die tief verstörte, vom Vater zur arrangierten Ehe gezwungene Dircé glaubt nicht an ihr Glück.

Während man ihr das Hochzeitskleid überstülpt, will sie sich die Pulsadern öffnen, woran sie von ihren Hofdamen, eher Pflegerinnen als Dienerinnen, gehindert wird. Später wird sie sich tatsächlich umbringen. Médée selbst ist, wie in Christa Wolfs Roman, von dem Stöppler entscheidende Anregungen ihrer Deutung bezieht, eine Frau zwischen zwei Welten, die die Erinnerung an das heimatliche Kolchis nicht abschütteln kann, sich in Korinth, das sie wie ein Gefängnis umgibt, aber ausgegrenzt und verfolgt fühlt.

Stöppler legt hinter den privaten Emotionen, dem Liebesverrat Jasons und der von Hass und Rache zerrissenen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2015
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Uwe Schweikert

Weitere Beiträge
TV-Klassiktipps

ARD-ALPHA

2.8. – 11.00 Uhr
Mariss Jansons dirigiert

Strauss: Also sprach Zarathustra.

9.8. – 11.00 Uhr (1)
30.8. – 11.00 Uhr (2)
Colin Davis dirigiert

1. Berlioz: Symphonie fantastique; 2. Mendelssohn Bartholdy: Ouvertüre zu Sommernachtstraum; Symphonie Nr. 4 «Italienische».

9.8. – 20.15 Uhr
Open Air am Odeonsplatz.

Mariss Jansons im 3/4-Takt.

16.8. – 11.00 Uhr (1)
23.8. –...

Zeitlos aktuell

Von den drei überlieferten Opern Claudio Monteverdis hatte «Il ritorno d’Ulisse in patria» die geringste Breitenwirkung. Homers Dramenstoff um die späte Heimkehr des Odysseus in sein Königreich Ithaka, wo nur noch die treue Gattin Penelope und der Sohn Telemach an seine Wiederkunft glauben, ist bis heute aktuell. Man denke etwa an die Soldaten, die zehn Jahre nach...

Durchs Leid mit Freud

Um das Essener Aalto-Theater war es ruhig geworden in letzter Zeit. Seit Hein Mulders nach der langen und glanzvollen Ära von Stefan Soltesz mit der Spielzeit 2013/14 die Intendanz des Hauses (und die der benachbarten Philharmonie) übernahm, gab es überwiegend risikoarme Koproduktionen zu sehen, und das wenige Hausgemachte wollte sich nicht recht zu einem neuen...