Von Bologna in die Welt
Wenn eine große Liebe zu Ende geht, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Als Michele Mariotti 2007 zum ersten Mal auf das Podium im Teatro Comunale zu Bologna kletterte, um eine Probe zu Rossinis «L’italiana in Algeri» zu leiten, habe er «nicht bei Null», sondern bei «zehn unter Null» angefangen, witzelt er im Rückblick. Trotz eines Diploms in Komposition und eines verheißungsvollen Dirigierdebüts mit «Il barbiere di Siviglia» in Salerno (2005) standen dem hochbegabten Mittzwanziger keineswegs alle Türen offen.
Was paradoxerweise auch an seiner prominenten Abkunft lag: Mariottis Vater Gianfranco, der 38 Jahre lang Intendant des Rossini Opera Festivals in Pesaro war, gehört zu den einflussreichen Persönlichkeiten des italienischen Musiklebens. Doch nicht durch Vitamin B, sondern durch Leistung sollte der Filius sein Glück versuchen. Zudem schienen das jungenhafte Aussehen, das scheue Auftreten und die Neigung, rasch zu erröten, nicht gerade Eigenschaften zu sein, die ihn zur Bändigung jener vielköpfigen Hydra befähigen würden, die in jedem Graben lauert.
Doch schon bald nach seinem Einstand fasste Michele Mariotti in Bologna Fuß. Im November 2007 machte er zur Eröffnung der ...
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Opernwelt März 2019
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Carlo Vitali
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