Vom Sehnen verwehrt
Zart schwebt die Musik durch den Raum: «One charming night», eine der berühmtesten Arien aus «The Fairy Queen». Doch plötzlich stampft das Orchester in wilden Rockrhythmen los. Aber es zerstört Purcells Poesie nicht ganz, holt sie nur auf die Erde zurück, füllt die Körperlosigkeit mit Fleisch. Solche Wechselwirkungen gibt es oft in Helmut Oehrings 2013 in Berlin uraufgeführtem «Aschemond oder The Fairy Queen».
Auf unakademische, spontane, manchmal auch ruppige Art reagiert Oehring auf Purcells Komposition und schafft so eine spannungsreich-unvorhersehbare Partitur, die weniger Überschreibung ist als Wechsel aus Anschmiegen und Abstoßen.
Die Oper Wuppertal meldet sich nach zwei trüben Jahren ohne eigenes Ensemble gerade ziemlich spektakulär zurück. Dass ein Stück wie «Aschemond» hier überhaupt aufgeführt werden kann, ist fast schon eine Sensation. Zumal neben dem Orchester ein Barockensemble verlangt wird, das hier weitgehend aus Mitgliedern der Wuppertaler Sinfoniker besteht. Dazu kommen zwei Musiker (als halbes Continuo und Bindeglied zwischen den Klangkörpern) und eine Menge vorproduzierter elektronischer Einspielungen. Angekündigt ist der Abend als «Teiluraufführung». ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Magazin, Seite 80
von Stefan Keim
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