Sentimental Journey

Eine CD-Kompilation würdigt das kompositorische Schaffen Leonard Bernsteins

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Der Witz ist Legende, in vielen Varianten erzählt. Wir nehmen mal diese: Auf einer Wolke sitzen die Pultgötter Böhm, Bernstein und Karajan. Böhm erzählt, er habe geträumt, ihm sei ein Engel erschienen und habe ihm versichert, er, Karl Böhm, sei der größte Dirigent. Daraufhin erwidert Bernstein, das sei doch sehr interessant – aber in derselben Nacht sei Gott vor ihn hingetreten mit den Worten, er, Leonard Bernstein, sei der größte Dirigent. Böhm schluckt, Bernstein feixt, da erhebt Herbert von Karajan donnernd seine Stimme: «Ich habe nichts dergleichen gesagt.

»

Stunden-, tage- und nächtelang ließe sich darüber philosophieren, wer von diesen drei bedeutenden Dirigenten wahrhaftig der bedeutendste gewesen sei; sagen wir es so: Sie hatten alle ihre Stärken und Schwächen. Eines aber ist gewiss: Als Komponist reüssierte nur einer von ihnen. Leonard Bernstein hinterließ ein relativ schmales, gleichwohl reichhaltiges Œuvre, aus dem gewiss die Musicals herausragen, das aber auch in anderen Gattungen (Lied, Oratorium, Symphonie) durchaus einige Preziosen beherbergt. Dennoch hat sich die Musikwelt (wie ebenfalls im Fall Furtwängler) stets schwergetan, die kompositorische Begabung dieses in ...

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Opernwelt April 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Jürgen Otten

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