Vexierbilder
Der Raum habe für sie etwas «Flirrendes, Zittriges», sagt Regisseurin Barbara Frey. Das ist zweifelsohne richtig. Doch da, wo einem in einem Vexierbild die Augen ineinander übergehen, kehrt gleichzeitig Starre ein. Insofern ist Bettina Meyers Bühnenbild für Mozarts «Le nozze di Figaro» am Theater Basel in jeder Hinsicht bemerkenswert: Mehrere sich ins Unendliche verjüngende Soffiten und Schenkel (also immer enger werdende Rahmen mit dunkelgrün-barocker Blätter-Ornamentik) markieren eine klassische Guckkastenbühne mit Zentralperspektive.
Das ist domestizierte Natur, ganz klar ins Zeitalter des Ancien Régime einzuordnen. Und die Verbindung von Flimmern und Statik.
Bei den Figuren verhält es sich anders. Bettina Walters Kostüme verweisen in eine unbestimmte Gegenwart, halten aber die Hierarchien aufrecht. Der Graf im edlen dunkelblauen Dreiteiler, Susanna gut gekleidet, aber eben doch seine Domestikin, oder sagen wir: Angestellte im #MeToo-Verhältnis. Bei den Irrungen und Verwirrungen im Verlauf des tollen Tages verschwinden die Handelnden oft wie unter einer Folie: ob transparenter Zwischenvorhang oder Decke, unter die Cherubino im ersten Akt schlüpft, oder die Verkleidung ...
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Opernwelt März 2020
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Alexander Dick
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Die letzte Operette der Weimarer Republik – der Werbeslogan ist so richtig wie der Versuch, das erst verbotene und dann verschollene Stück endlich im Repertoire zu verankern. Die Berliner Uraufführung hatte unter Mitwirkung Richard Taubers am 20. Januar 1933 stattgefunden, nur wenige Tage darauf waren die Beteiligten ihres Lebens nicht mehr sicher. Tauber, Jaromír...
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