Verschenkt
Als die Hamburger Musikhochschule im Sommer diese Oper inszenierte, gab es einen femininen Proteststurm: Falstaff hatte einigen Damen den Hintern getätschelt. So etwas gehe gar nicht, meinten Studentinnen, die offenbar nicht nur Schillers Ausführungen zur «Schaubühne als moralische Anstalt» falsch verstanden haben. Handelt das Stück, gleich anfangs verkündet von Frau Fluth, doch genau davon, dass Weiber sich zur Wehr setzen.
An der Lindenoper blieben vergleichbare gutmenschliche Proteste aus, obwohl Alkohol und Tabak in starkem Maße missbraucht wurden und sich Monsieur Fenton (hervorragend: Pavol Breslik) xenophobe Angriffe gefallen lassen musste wegen seiner grotesken deutschen Aussprache. Nun, das alles steht im Libretto, darf also noch ein Weilchen als legitim gelten. Vollständig von den Spielplänen verschwinden wird Otto Nicolais Meisterwerk – er hatte zuvor sieben andere Musikdramen geschrieben und eine beachtliche D-Dur-Symphonie – so oder so nicht, ist es doch längst zum Repertoirefall kleiner Häuser geworden. Auch die Berliner Lindenoper, wo die Shakespeare-Adaption 1849 erstmalig erklang, übte sich jahrzehntelang in Abstinenz. Es gereicht Daniel Barenboim zur Ehre, das ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Volker Tarnow
Man wundert sich. Man wundert sich über all die Häme und den hasserfüllten Zorn, der Frank Castorfs Inszenierung von Giuseppe Verdis «La forza del destino» an der Deutschen Oper Berlin entgegenschlug, über den emotionalen Furor dieser Ablehnung, der wirkt wie ein eingeschweißter Reflex, wie ein intrikates Ressentiment gegen diesen Regisseur, sein Denken, womöglich...
JUBILARE
Ute Trekel-Burckhardt wurde im sächsischen Pirna geboren. Sie nahm zunächst Klavier- und Geigenunterricht und studierte nach dem Abitur Gesang an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. 1963 debütierte die Mezzosopranistin als Page in Strauss’ «Salome» in einer Inszenierung von Götz Friedrich an der Komischen Oper Berlin, der sie lange verbunden...
Im Programmheft zur Aufführung von Dvořáks «Rusalka» am Theater an der Wien findet sich «Undine geht», Ingeborg Bachmanns empfindsam bekümmerte und doch so kämpferische Erzählung von der Not eines unbehausten Geschöpfs. Worte als Ausdruck tiefer Traurigkeit: «Ich habe keine Kinder von euch, weil ich keine Fragen gekannt habe, keine Forderung, keine Vorsicht,...
