Verrückte Perspektiven

Streit um "Doktor Faustus": Die konfliktreichen Beziehungen von Thomas Mann und Arnold Schönberg in neuem Licht

Opernwelt - Logo

Selten hat ein belletristisches Buch in der Musikgeschichte mehr Aufsehen erregt als Thomas Manns im amerikanischen Exil entstandener Roman «Doktor Faustus». Auch wer den Lübecker Senatorensohn und seine «Bügelfaltenprosa» (so neidisch, aber nicht ganz unzutreffend Alfred Döblin) für literarisch überschätzt hält, muss konzedieren, dass ihm mit der Erfindung des «deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn» eine Figur gelungen ist, in der sich Glanz und Elend, Wege und Irrwege der deutschen Kultur seit dem ausgehenden Mittelalter auf beklemmende Weise verdichten.

Die Musik ist bei diesem literarischen Musizieren ja nur Vorwand, nur Symbol. «Es scheint» – so die Literaturwissenschaftlerin Claudia Albert –, «als ob Mann in Leverkühns Teufelspakt, seinem schöpferischen Rausch und seiner geistigen Umnachtung Deutschland selbst habe in die Hölle schicken wollen.» Im Roman ist Leverkühn der Erfinder der Zwölftonmusik, mit der Thomas Mann selbst nichts anfangen konnte. Welche Rolle Manns musikalischer Ratgeber Adorno bei dieser Montage gespielt hat, ist oft genug dargestellt worden; bekannt auch die Tatsache, mit welcher Verbitterung Schönberg darauf reagierte.
Das Verdienst des von E. Randol ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2009
Rubrik: Medien, Seite 49
von Uwe Schweikert

Vergriffen
Weitere Beiträge
Ende einer Dienstfahrt

Es muss sich alles ändern, und es muss gleichzeitig alles bleiben, wie es ist.» So Wulf Konold im Gespräch mit dieser Zeitschrift, als er Wolfgang Gönnenwein, den 32 Jahre amtierenden Intendanten der Ludwigsburger Schlossfestspiele ablöste. Beides gleichzeitig geht nicht, also blieb alles mehr oder weniger beim Alten. Weil Konold, bis 2008 in Personalunion auch...

Die Stipendiaten der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung

Mit einer Aufführung von Donizettis Opera buffa «Viva, la mamma!», in der die Sitten und Unsitten des Theaterbetriebs ins Visier genommen werden, beendeten die ersten sechs Stipendiaten der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung erfolgreich ihre Ausbildung am Opernstudio der Staatsoper Unter den Linden. Die beiden israelischen Sopranistinnen Gal James und Enas...

Bewegend in Moll

Dazu gehört Mut: Zum 80. Geburtstag von Hermann Prey hat sich seine Familie kein ehrpusseliges TV-Denkmal gewünscht, sondern ein Porträt aus der teils freudesatten, teils aber auch schmerzlichen Erinnerung – und dazu den wichtigsten Teil selbst beigetragen. Martin Blum und Michael Harden haben die Idee aufgegriffen und sensibel umgesetzt. Man sieht den Bariton also...