Verführen und lächeln

... aber mit Verstand und Kontrolle: Diana Damrau brilliert als Meyerbeer-Interpretin

Giacomo Meyerbeer, internationalster aller Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts, ist wieder im Gespräch. Diana Damrau, eine der erfolgreichsten Sängerinnen unserer Tage, widmet ihm nun sogar ein ganzes Solo-Album. Dabei darf natürlich die berühmte «Schattenarie» aus jener manieristischen Oper von 1855, die wir als «Dinorah» kennen, nicht fehlen.

Großartig, wie die inzwischen hörbar gereifte Stimme in diesem Paradestück jedes Koloratursoprans mit Tonleitern aller Arten brilliert! Nicht nur im gesungenen Text bringt Damrau «séduire» (»verführen») und «sourire» («lächeln») zum Reimen.

Überhaupt der Text: Die französische Sprache ist ja nicht gerade sängerfreundlich. Bei der auch im Privatleben Französisch sprechenden Sopranistin versteht man dennoch jede Silbe. Selbst wenn es um Pariser Opern geht, bleibt Damraus Gesangstechnik (übrigens ebenso wie Meyerbeers kompositorisches Denken) hörbar vom Italienischen geprägt. Dabei zielt sie nicht nur auf ihr eigentliches «Fach», sondern ebenso auf das Ausloten neuer Ausdrucksbereiche.

Die Stimme ist in der Tiefe wärmer und sonorer geworden, was sich besonders schön in einem kaum bekannten, weil in den meisten Ausgaben fehlenden Solo aus ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juli 2017
Rubrik: CD des Monats, Seite 25
von Anselm Gerhard

Weitere Beiträge
Personalien | Meldungen Juli 2017

JUBILARE

Vladimir Davidovitch Ashkenazy wurde 1937 im russischen Gorki, dem heutigen Nischni Nowgorod, geboren. Sein Talent wurde früh entdeckt: Mit sechs Jahren begann er Klavier zu spielen, als Absolvent des Moskauer Konservatoriums gewann er 1955 beim Chopin-Wettbewerb in Warschau den zweiten Preis. Ein Jahr später siegte er beim Wettbewerb Reine Elisabeth in...

Versuche mit Verdi

Manchmal dokumentieren DVD-Mitschnitte aus großen Häusern, dass dort auch nur mit Wasser gekocht wird – wie in der Provinz. Etwa wenn es um Verdi geht. Erstes Beispiel: «I due Foscari» am Royal Opera House in London. Ein finsteres Kammerspiel machtpolitischer Ränke, mit dem Verdi die Choropern seiner Anfänge endgültig hinter sich ließ. Thaddeus Strassberger...

Polizeibericht, Kellerkomödie

Das leibhaftige Leben ist ja manchmal sowas von verismo (um nicht zu sagen abgeschmackt), dass es noch den ausgebufftesten Poeten rechts überholt. Zum Beispiel im Fall von Anna Sutter, der Starsopranistin am Stuttgarter Hoftheater, einer bejubelten Carmen und bewunderten Salome: erschossen vom eifersüchtigen – weil ehemaligen – Liebhaber, einem Hofkapellmeister....