
Foto: Monika Rittershaus
Untrennbar abgewandt
Zwei Knaben in Kniehosen jagen durchs Schilf. Erklimmen einen Baum, balancieren durchs sumpfige Gelände. In dem Film, mit dem Claus Guth seine «Clemenza»-Inszenierung angereichert hat, erkennen wir das linke Ufer von Glyndebournes Seerosenteich samt den dahinterliegenden Hügeln – und in den Jungs Tito und Sesto. Ihre Kindheitsfreundschaft, die Sesto nach dem gescheiterten Anschlag auf Tito mit seinem Rondo beschwört («Te ricorda il primo amor»), ist für Guth der Schlüssel zu Mozarts Seria.
Freiheit, Wildheit, Abenteuer: Dazu gehört, das macht das Video deutlich, auch die Lust an Gewalt. Wir sehen eine Schleuder, die gespannt wird; eine Flasche, die zerspringt; eine tote Elster mit Blutfleck auf dem Brustgefieder. Das kindische Entsetzen über die Folgen des gedankenlos begangenen Tiermordes gleicht der des erwachsenen Sesto nach seiner Liebesuntat. Trotzdem bleibt das Band zwischen den Knaben das Maß, an dem Tito sein Kaiserleben misst – eine Existenz, die ihn zwingt, sich jeden persönlichen Wunsch zu versagen. Wie die Bilanz ausfällt, wird an der von Guths Langzeitpartner Christian Schmidt entworfenen Behausung deutlich. Der Kaiser bewohnt einen schwarzen Bungalow im ...
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Opernwelt September/Oktober 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 34
von Wiebke Roloff
«Le timbre d’argent», das ist eine kleine silberne Tischglocke – die in Camille Saint-Saëns’ gleichnamiger Oper fatale Wirkungen entfaltet. Wann immer der Maler Conrad sie bedient, findet er prompt Geld in Hülle und Fülle, bringt aber damit zugleich einen ihm nahestehenden Menschen um. Das Geld benötigt er für die schöne Tänzerin Fiammetta, über die er seine...
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Aller Anfang ist schwer. Erst recht, wenn die Erwartungen sich überschlagen, vorfristig verteilte Lorbeeren eine Last zu werden drohen. Wenn zwischen ersehntem Anspruch und angestrebtem Aufbruch, zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine Lücke bleibt. Nicht, dass der Neue, ein alter Bekannter eigentlich in der Hofstallgasse, vor seiner ersten Saison als Intendant der...