Unterhaltung ist auch eine Haltung
Auf unserer Rückfahrt grinst Ron zum ersten Mal. Er zieht die Lippen von seinen blitzend weißen Zähnen, und sein schwarzes Gesicht beginnt zu leuchten. Ja, Sam sei ein alter Freund von ihm. Sam Barber. Mit dem habe er schon auf der Veranda gesessen. Was, sogar in Europa sei der bekannt? Ein lieber Mensch. Salzburg? Vanessa? «Never heard of it.» Ron fährt Taxi in Charleston, South Carolina. Von morgens halb acht bis abends halb acht. Jeden Tag. Die Jahre hat er nicht gezählt.
Seinem grauen Wuschelkopf und seinem Bauch, der die Distanz zwischen Fahrersitz und Lenkrad füllt, nach zu schließen, müssen es viele sein. Sam Barber ist nur in einigen davon aufgetaucht, als das Musikfestival in Charleston noch in den Anfängen steckte. Aber Ron denkt gern daran zurück.
Auf unserer Hinfahrt zur Magnolia-Plantage, eine halbe Stunde außerhalb von Charleston, hatte er düster vor sich hingeblickt. Schweigend waren wir in das riesige Gelände eingefahren. Und unsere Frage beantwortete Ron abweisend knapp. Nein, besichtigt habe er hier noch nichts. Was hätte er auch besichtigen sollen? Für weiße Amerikaner ist Magnolia vor allem ein üppiger Park, ein Blüten- und Vogelparadies. Man macht ...
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