Beeindruckende Materialschlacht
Elf Jahre hat Intendant Jean-Louis Grinda erfolgreich am Ruf der Oper Lüttich als gediegenes, musikalische Akzente setzendes Haus gearbeitet. Nun wechselt er nach Monte Carlo. Szenisch gilt die «Opéra Royal de Wallonie» als wenig innovativ – Reiseunternehmen im Umkreis werben bisweilen offen damit, dass man in Lüttich Oper noch «wie früher» erleben könne.
In der Tat ist es gewöhnungsbedürftig, wenn bei Boitos «Mefistofele», den sich Grinda zum Abschied in einer eigenen Inszenierung gönnt, zum Auftritt der himmlischen Heerscharen eine Hundertschaft weiß gekleideter Chorsänger in den Lüften schwebt, flankiert von kleinen Kindern mit Engelsflügeln. Die naive Gegenständlichkeit streift mehr als einmal die Grenze zum Kitsch, zumal sie mit einem Mangel an stringenter Personenregie einhergeht. Meist stehen die Sänger bei Dialogszenen reglos im Bühnenvordergrund vor einer undurchdringlichen grauen Wand, hinter der sich unauffällig der nächste Großumbau bewältigen lässt.
Dafür kann Grinda in den Massenszenen eine beeindruckende Materialschlacht mit großen Tableaus, exzellenter Lichtregie und opulenten Kostümen entfalten, die ihre Wirkung auch auf den kritischen Beobachter nicht verfehlt. ...
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