Und es quietschten die Sandalen
Verdis «Aida» ist nicht ganz leicht zu inszenieren: ein sehr lautes Werk, mit vielen Chören und viel Kampfgeschrei, gerade zu Beginn. Regisseurin Jasmina Hadžiahmetović lässt den fulminanten Chor des Badischen Staatstheaters Karlsruhe inszenatorisch völlig kritikfrei sein «Guerra! Guerra! Tremenda, inesorata!» brüllen. Befinden wir uns nicht in Kriegszeiten? Warum wird hier nicht mal der leiseste Zweifel an der Berechtigung dieses pseudo-ägyptischen Kriegsgeschmetters angemeldet? Vielleicht, weil die Musik, das Stück an sich das alles gar nicht anbieten? Möglich.
Dass die Liaison zwischen der äthiopischen Sklavin (und Königstochter) Aida und dem Feldherrn Radamès (der für die ägyptische Königstochter Amneris vorgesehen ist) schon «etwas länger» geht: Das hätte man aber schon andeuten können. In Opern wird immer viel erzählt. «Dies war einst, jenes noch länger einst. Und dies sind die geschichtlichen Voraussetzungen, die man kapieren muss!» Man könnte dies als eine Schwäche vieler berühmter Musiktheaterwerke ausmachen. Und so ist die heimliche Liebe von Aida und Radamés offenbar auch schon etwas älter, bevor im Stück selbst in den Krieg gezogen wird. Man besingt wechselseitig die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Arno Lücker
Zugegeben, die Handlung verwirrt, schon allein die Fährnisse der weiblichen Hauptfigur machen schwindelig. Mag ihr Namenswechsel von Maria zu Amelia noch angehen, droht die Biografie der jungen Frau als Opfer eines Raubes, vertauschtes Findelkind, wiedergefundene Tochter Boccanegras und Enkelin seines patrizischen Erzfeindes Fiesco das Publikum zu überfordern. Und...
Der 1894 in Prag geborene Erwin Schulhoff machte zunächst als Pianist auf sich aufmerksam. Antonín Dvořák höchstselbst legte dem gerade einmal Siebenjährigen einen guten Klavierlehrer ans Herz. Mit zehn Jahren ging es für Schulhoff ans Prager Konservatorium. Bald folgten Kompositionsstunden bei niemand Geringerem als Orgel-und-Partitur-Komplexist Max Reger. Der...
Für gewöhnlich sitzt man im Theater auf seinem Platz und harrt der Dinge, die da kommen. Flanieren geht nur in der Pause. Dass es in Susanne Kennedys Version von Philip Glass’ Oper «Einstein on the Beach» am Theater Basel anders sein wird, erfährt man schon beim Einführungsvortrag: «Das ist ein Abend, den man sich selbst baut», heißt es da. Ein Fall von immersivem...
