Un grande dolore
Am Ende ist alles nur noch musikalisches Zitat, Erinnerung. Und: totale Tristesse. Regungslos sitzt Mimì auf jenem Stuhl, der zuvor als Platz für Marcellos Aktmodelle diente, hockt da wie eine Statue. Die aber singt, und das wunderschön und zugleich höchst traurig.
«Sono andati», das berühmte Schlusslamento, gerinnt in Nadja Mchantafs Diktion zu einem Bild verblühter Hoffnungen; es beginnt ja noch in heiligem Des-Dur, wandelt dann aber in Holzbläsern, Hörnern, begleitet von leisen Beckenschlägen, in jene unheilsame h-Moll-Sphäre, die auch den Tod Mario Cavaradossis und Cio-Cio Sans umgibt. «Un grande dolore in piccole anime»: ein großer Schmerz in kleinen Seelen. So wollte es Puccini, so spielt es das famose, von Jordan de Souza detailfreudig und mit gutem Gespür für all die klanglichen Valeurs der Partitur dirigierte Orchester der Komischen Oper Berlin, so singt es diese Mimì. Und so inszeniert es Barrie Kosky. Ohne doppelten Boden. Texttreu.
Es ist ja grundsätzlich zu fragen, ob ein modernes Regiekonzept überhaupt für diese Oper taugt. Zu vieles ist festgelegt, der Ort, die Zeit, die Attitüde, das historische Ambiente. Das Werk etwa in die Sphäre der digitalen Bohème zu ...
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Opernwelt März 2019
Rubrik: Panorama, Seite 33
von Jürgen Otten
Der Himmel über Paris, so zumindest will es unsere Fantasie, war strahlend blau an jenem Junitag des Jahres 1669, der als eine Art Gründungsmythos in die Annalen der (französischen) Musikgeschichte Eingang gefunden hat. Denn an diesem Tag zeigte sich der launische Sonnenkönig Ludwig XIV. von seiner charmantesten Seite: Er gewährte dem schriftstellernden Abbé...
Der 1813 entstandene «Faust» von Louis Spohr gehört zu den mehr gerühmten als wirklich bekannten, gar aufgeführten Hauptwerken der deutschen romantischen Oper; ja, er markiert, zusammen mit der «Undine» des Dichterkomponisten E.T.A. Hoffmann, recht eigentlich deren Beginn. An Goethe und die spätere musikalische «Faust»-Metaphysik des 19. Jahrhunderts darf man...
Traumpaar
Starbesetzungen sind an der Wiener Staatsoper fürwahr keine Seltenheit. Diese aber lässt besonders aufhorchen: Olga Peretyatko singt in der Neuproduktion von Donizettis dramma tragico in due parti «Lucia di Lammermoor» die Titelrolle, Juan Diego Flórez ist Edgardo. Evelino Pidò dirigiert, Laurent Pelly führt Regie. Wir sind dabei
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Seine...
