Überdreht: Villazón in der Baden-Badener «Entführung»
Der Mozart-Opern-Zyklus unter Yannick Nézet-Séguin schreitet fort. Mit der «Entführung aus dem Serail» freilich wird man nicht wirklich froh. Es liegt nicht am Orchester. Das Chamber Orchestra of Europe spielt äußerst fidel und sängerfreundlich, phrasiert flexibel und farbig. Die beiden weiblichen Hauptrollen sind erfreulich besetzt, auch wenn Diana Damrau als agile, hellstimmige Konstanze mit einigen schrillen Spitzen aufwartet. Anna Prohaska macht als Blonde den stärksten Eindruck.
Dass Franz-Josef Selig den Osmin einmal nicht als notorischen Tölpel anlegt, sondern mit seriösem Verwalter-Gestus ausstattet, ist eine schöne Abwechslung. Eher unauffällig agiert Paul Schweinesters Pedrillo. Der große Schwachpunkt des Ganzen ist Rolando Villazón – selbst wenn wir die lange Reihe hochmögender Belmonte-Sänger außer Acht lassen. Vieles klingt ausgestellt, unscharf, vergröbert, oft an der Grenze zum krampfhaft Überdrehten. Und wenn Villazón sich zurücknimmt, fehlen der Stimme die geeigneten Mittel. Ein Jammer!
Mozart: Die Entführung aus dem Serail
Thomas Quasthoff (Selim), Rolando Villazón (Belmonte), Diana Damrau (Konstanze), Anna Prohaska (Blonde), Paul Schweinester (Pedrillo), ...
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Opernwelt August 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Christoph Vratz
ARD-ALPHA
2.8. – 11.00 Uhr
Mariss Jansons dirigiert
Strauss: Also sprach Zarathustra.
9.8. – 11.00 Uhr (1)
30.8. – 11.00 Uhr (2)
Colin Davis dirigiert
1. Berlioz: Symphonie fantastique; 2. Mendelssohn Bartholdy: Ouvertüre zu Sommernachtstraum; Symphonie Nr. 4 «Italienische».
9.8. – 20.15 Uhr
Open Air am Odeonsplatz.
Mariss Jansons im 3/4-Takt.
16.8. – 11.00 Uhr (1)
23.8. –...
Man ist überwältigt. Von der Fülle, von der Akribie, von der Schönheit, von der Fantasie, aber eben auch von der Wandlungsfähigkeit. Das Universum des Bühnenmenschen Jürgen Rose umfasst nicht nur das Bild einer Szene vom ersten Nagel bis zur letzten Dessous-Naht, sondern längst auch die Regie, das Dirigieren von Menschen im Raum, das Erfinden von Konzepten. Es ist...
Mehrere politische wie gesellschaftliche Revolutionen hat «Le nozze di Figaro» in ihrer knapp 230-jährigen Geschichte schon erlebt, wie Francis Hüsers, der Johannes Eraths Inszenierung als Dramaturg betreut, im Programmheft mit Recht hervorhebt. Die Adelskritik weist in Richtung französische Revolution, während die offene Thematisierung von nichtehelichen...