Traum der frustrierten Ehefrau
Glucks «Telemaco» wurde 1765 als Festoper zur Hochzeit des späteren österreichischen Kaisers Joseph II. komponiert, nach zwei Vorstellungen abgesetzt und danach nicht mehr nachgespielt. Obwohl das zwischen «Orfeo» und «Alceste» geschriebene Werk seit 1972 ediert in der Gluck-Gesamtausgabe vorliegt, hat es seither nur ein einziges Mal den Weg auf die Bühne gefunden. So bedeutete die in Koproduktion mit dem Theater Basel und dem Staatstheater Nürnberg entstandene Schwetzinger Festspielaufführung selbst für den Gluck-Kenner eine wirkliche Entdeckung.
Der Stoff des von Marco Coltellini verfassten Librettos ist, trotz des antiken Personals, kein klassischer, sondern märchenhaft in der Tradition der französischen Tragédie-lyrique. Auf der Suche nach seinem Vater Ulisse, auf dessen Heimkehr Penelope seit Jahren sehnsüchtig wartet, verschlägt es Telemaco auf die Insel der Circe. Die hat Ulisse, in den sie verliebt ist, verzaubert und hält ihn samt Gefolge gefangen. Mithilfe ihrer Dienerin Asteria gelingt es Telemaco, den Vater zu finden, ihn zu befreien und aus Circes Reich zu fliehen. Als Circe ihre Niederlage erkennt, verflucht sie Ulisse und fliegt auf einem Drachen davon. Ein lieto fine ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Uwe Schweikert
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Jeder regelmäßige Besucher von Kopenhagens Oper weiß, was es bedeutet, wenn sich das Publikum plötzlich schweigend von seinen Sitzen erhebt. Auf diese Art erweist das dänische Volk traditionell seiner Königin Respekt – und setzt sich erst wieder, wenn Margarethe II. Platz genommen hat. Das ist auch an diesem Dienstagabend nicht anders, als die opernaffine...
Manaus gehört zu jenen romantisch verrotteten Belle-Époque-Perlen, die man sich schön sehen muss und kann. Die bunt gestrichenen Fassaden des Dritten Rokoko und ihre verspielten Stuckaturen, Patios, Fayence-Kacheln und Eisenbalustraden wettstreiten mit der barocken Vegetation und Vogelwelt. Die Amazonas-Metropole verdankte ihren märchenhaften Reichtum dem...