Todeskampf
Der Tod sitzt mit am Tisch auf Burg Kareol. Neun Kinderpuppen in blauer Krankenhauskleidung, von ganz klein bis jugendlich groß, sind da an einer langen Tafel zum Abendmahl vereint, vor sich leere Teller und halbgefüllte Gläser. Und allen sieht man an, dass der Krebs in ihnen wütet, leukämisch vermutlich. Die Schädel blank, wie ebenfalls der des jungen Mannes, den wir schon aus der (inszenierten) Einleitung zum ersten Aufzug kennen und der nun am rechten Bühnenrand auf einem Divan liegt, fürsorglich bewacht von Kurwenal, dem Wolfgang Koch kernige und glutvolle vokale Statur leiht.
Ein zweiter Tristan, allegorische Figur wie seine gleichfalls stumme, kahlköpfige Gefährtin, die bald hinzutritt, um ihn zu trösten. Der andere, der richtige Tristan, hockt verloren inmitten der Schar, ein Fremder unter Fremden. Seine Haarpracht besitzt er noch. Doch die Wunde, die er sich selber schlug mit Melots Hilfe, schwärt, mehr und mehr sickert Blut durchs vormals blütenreine Hemd. Kein Zweifel, auch der freie und doch so zage Held ist dem Tode geweiht.
Was diese Szene zu Beginn des dritten Aufzugs so ungemein beklemmend macht, ist aber nicht allein das Bild. Es ist vor allem die Musik. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt August 2021
Rubrik: Im Focus, Seite 4
von Jürgen Otten
JUBILARE
Hannelore Bode studierte bei Ria Schmitz-Gohr in ihrer Heimatstadt Berlin und setzte die Ausbildung am Salzburger Mozarteum sowie bei Fred Husler in Hamburg und Lugano fort. 1964 debütierte sie am Stadttheater Bonn als Antonia in «Les Contes d’Hoffmann». Zu den weiteren Stationen gehörten Basel, Düsseldorf, Bremen und Hannover. 1970 trat die Sopranistin...
Kommt man nach einiger Zeit wieder nach Paris, so ist man erneut gepackt von der Schönheit, Pracht, Vitalität und Dynamik der Stadt. Die trostlosen Fernsehbilder menschenleerer Straßen während des Lockdowns noch im Gedächtnis, ist man schier perplex, wie rasant das öffentliche Leben wieder Fahrt aufgenommen hat, nicht nur im gewohnt tosenden Verkehr. Auch die...
Natürlich ist das Ganze grandioser Kitsch. An der Elle dramaturgischer Logik oder psychologischer Plausibilität sollte man die Story der keuschen Maid nicht messen, die im Goldrausch-Westen Amerikas unter lauter zwielichtigen Kerlen tapfer ihre Frau steht, um am Ende einen zugelaufenen Desperado direkt vom Galgen ins Eheglück zu führen. Schon das um die vorletzte...