Sternengesang
Benjamin Brittens grandioser Opernerstling «Peter Grimes» gehört zu den wenigen Werken des modernen Musiktheaters, die Eingang ins Repertoire auch kleinerer Bühnen gefunden haben. Dabei stellt das Stück um den tragischen Outcast, der von den bigotten Bewohnern eines englischen Fischerdorfs in den Tod getrieben wird, allein schon aufgrund des groß -besetzten Orchesters, der riesigen Chorpartie und der Vielzahl an Solisten erhebliche Anforderungen.
Aber kann eine Aufführung funktionieren, bei der die Besetzung auf 45 Orchestermusiker sowie einen kaum größeren Chor reduziert wird?
Die Antwort, die das unter Andreas Hotz engagiert spielende Orchester sowie der von Sierd Quarré einstudierte, homogen singende Chor am Theater Osnabrück geben, ist ein eindeutiges «Ja!». Hotz gelingt es, die Härte und herbe Schönheit von Brittens polystilistischer Partitur, ihre eruptiven Ausbrüche wie meditativen Momente gleichermaßen zu akzentuieren, aber auch die sarkastisch verfremdete Folklore etwa der Barmusik oder der Shanties bruchlos in den Ablauf einzubetten. Der in den Holzbläsern und Streichern impressionistisch flirrende Klang des Meers wie die vom massiven Blech entfesselte Wut des Sturms ...
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Opernwelt März 2024
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Uwe Schweikert
JUBILARE
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