Stehfilmtheater
Stellen wir (uns) vor: drei Gefühlskraftwerke, erbaut von ein und demselben Architekten. Jedes davon ein Kleinod, schimmernd und schillernd, jedoch in unterschiedlichen Farben – mal burlesk-parodistisch, mal surreal-mystisch verschattet, mal abgrundtief düster.
Die Frage ist nur: Verbindet ein unterirdischer Gang die drei unterschiedlich temperierten Einakter von Puccinis «Trittico»? Gibt es einen Topos, der sich auf alle drei Stücke anwenden ließe, abgesehen von der Tatsache, dass der Tod sowohl in «Il tabarro» und «Suor Angelica» als auch, dort aber in kapriziös-grotesker Verkleidung, in «Gianni Schicchi» die federführende Rolle übernimmt?
Axel Ranisch beantwortet in Hamburg die Frage insofern, als dass er sie durch einen Schachzug zu umgehen sucht: Der Regisseur dichtet einfach eine Figur hinzu. Chiara de Tanti heißt die (fiktive) Dame, ist eine soeben verstorbene prominente Filmschauspielerin, die in diversen, auf eine bühnengroße Leinwand projizierten Interviews (mit realen Schauspielerinnen und Schauspielern, die wiederum Personen zu sein vorgeben, die mit der Diva in irgendeiner Weise verbandelt waren) vorgestellt wird als eine Frau, der vom Schicksal übel mitgespielt ...
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Opernwelt Mai 2023
Rubrik: Panorama, Seite 54
von Jürgen Otten
Ein randloses Quadrat schwebt über dem Konzerthausorchester Berlin. Auf einer Leinwand Wolken vor blauem Himmel – eine Wohlfühlästhetik wie angesichts der Einblendung weiser Lebenshilfesprüche bei «Instagram». Nicht nur das quadratische Format, auch das Programm weckt Digitalisierungsassoziationen. In kurzweiliger Playlist-Manier werden genreübergreifende...
Zunächst seh’n wir den Aufstieg einer schönen Frau,
Die liebt – und selbst umgarnt wird, von Diversen.
Kein Stück Musik für eine Landesgartenschau,
Regietheaterliebling der Perversen.
Auf einen Ton, da folgen stets elf weitere,
Fast wie im Fall der Männer: Mann für Mann.
Ein Maler stirbt (es gibt halt auch Gescheitere),
Man bumst mit voller Wucht auf’s Gamelan.
n...
Es war ein nahezu genialer Schachzug des Countertenors, Regisseurs und Musikmanagers Max Emanuel Cenčić, das Branding «Bayreuth» und zugleich das von den Wagner-Festspielen kaum beanspruchte Markgräfliche Opernhaus für sein Festival «Bayreuth Baroque» zu nutzen. Erstmals im September 2020 den Covid-Wirrungen zum Trotz durchgezogen, war es von Beginn ein Erfolg. Im...