Spiel der Projektionen
Wie konfus Kulturpolitik in heutigen Krisenzeiten agiert, lässt sich schön am Modell der Opernehe sehen. In Düsseldorf/Duisburg stand das seit 56 Jahren erprobte Rheinopern-Konstrukt wieder einmal auf der Kippe, die hoch verschuldete Stadt Duisburg wollte raus aus der (für sie auch finanziell durchaus vorteilhaften) Ehe. Nach zähem Ringen soll es nun doch weitergehen, aber das herausragende Ballett unter Martin Schläpfer soll bluten.
Kaum waren die Scheidungsgerüchte in der Welt, liebäugelte der Düsseldorfer OB Elbers plötzlich mit der Kölner Oper, deren Finanzprobleme nebst Rausschmiss des Intendanten Laufenberg unlängst für bundesweiten Klatschruhm sorgten. Zeitgleich warf der Bonner OB Nimptsch ein begehrliches Auge auf die klamme Kölner Braut. Den einen scheint eine Opernehe zu teuer, andere gieren auf Spar- und Synergie-Effekte eines solchen Modells. Seriöse Kulturpolitik sieht anders aus.
Die Premiere von Mozarts «Don Giovanni» fiel in Duisburg genau vor die entscheidende Ratssitzung und war ein mehr als überzeugendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit der Rheinoper. Regisseurin Karoline Gruber dreht die Frage nach der Titelfigur bewusst um. Der Abend kreist nicht um die ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Regine Müller
Thomas Mann und die Musik – ein oft beackertes Feld, auf dem kaum noch Steinchen liegen, die nicht schon gehoben und von allen Seiten betrachtet worden sind. Nun hat Timo Sorg in seinem Buch «Beziehungszauber» – die leicht gekürzte Fassung seiner Heidelberger Dissertation – einen Pfad gefunden, um bislang vernachlässigte Stellen zu erschließen. Statt der häufig...
Die philosophische Welt feiert in diesem Jahr den 300. Geburtstag von Jean-Jacques Rousseau. Der Prediger des Natürlichen hatte zwei Gegenspieler: als Philosophen den brillanten Voltaire, als Musiker den gelehrten Jean-Philippe Rameau. Dessen Opernerstling «Hippolyte et Aricie» stand im Palais Garnier auf dem Spielplan. Rameau schrieb ihn 1733 im Alter von fünfzig...
Orchestrale Flüssigkeit. Sinn für’s Atmosphärische. Und Schwung! Das sind musikalische Qualitäten, zu denen sich lettische Dirigenten wie Mariss Jansons oder Andris Nelsons emphatisch bekennen. Tatsächlich sind diese Eigenschaften beim Orchester des Opernhauses von Riga selbstverständlich, auch wenn dieses von anderen Dirigenten geleitet wird. Ist die Fähigkeit zum...