Seiner Zeit immer ein wenig voraus
Als Graham Vick zum Ritter geschlagen wurde, fortan also «Sir» Graham hieß, war dies die Anerkennung einer außergewöhnlichen und staunenswerten Reise durch die Welt der Oper.
Unternommen hat sie ein Mensch, der die Kunst liebte und leidenschaftlich an ihre ständige Wiedererfindung glaubte; ein Regisseur, der in erster Linie Musiker war, sodass jede Entscheidung, die er traf, zum Wohl und aus dem Geiste der Musik getroffen wurde; ein über die Maßen empathiefähiger Mann, der das Beste sowohl aus Stars als auch aus Newcomern herauszuholen vermochte, jeden Akteur, und sei es der Chorist in der letzten Reihe, im persönlichen Gespräch zu motivieren wusste und somit stets das Optimum an künstlerischen Möglichkeiten erreichte. Auch sämtliche Orchestermusiker kommunizierten kontinuierlich mit Graham.
Partituren kannte Graham auswendig. Er forderte Solisten, Orchestermusiker und Dirigenten auf, tief in die Musik der jeweiligen Opern einzutauchen – was Phrasierung, Spieltechnik und Stimmfarbe betraf. Ich hatte das große Glück, etwa 20 Bühnenwerke mit ihm zu erarbeiten, und kaum ein Tag verging, an dem ich nicht irgendetwas von ihm lernte. Sein Arbeitsethos war unglaublich. Drei Proben pro ...
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Opernwelt September/Oktober 2021
Rubrik: Abschied, Seite 87
von Simon Halsey
Der Regisseur Felix Rothenhäusler setzt für seine Stuttgarter Inszenierung von Jules Massenets «Werther» auf die nicht unbedingt grundstürzende Idee einer Ineinssetzung der Bühne mit dem Auditorium, eine ästhetische Unio mystica. Rothenhäusler, Jahrgang 1981, hat Massenets Werk schon 2016 in Bremen inszeniert, für die Staatsoper Stuttgart legt er eine entschieden...
Frau Davidsen, im vergangenen Jahr wurden zum ersten Mal in der Nachkriegszeit die Bayreuther Festspiele abgesagt, Ihr Sieglinden-Debüt verschob sich, die «Tannhäuser»-Reprise ebenfalls. Dieses Jahr sind Sie zurückgekehrt auf den Grünen Hügel, aber es muss eine ganz andere Erfahrung gewesen sein als 2019.
Natürlich, die Hygieneauflagen sind streng. Wir werden...
Wenn ein «Rheingold»-Mime nur sein «Nehmt euch in acht! Alberich naht» singen darf, wenn Donner und Froh gestrichen, die Nibelungen mit einem einzigen Schrei vom Band präsent und alle Szenen so drastisch gekürzt sind, dass dramaturgisch und musikalisch nur mehr teils abrupt aufeinander folgende Kernstücke übrig bleiben, dann muss wohl in den Tiefen des Rheins, den...