Angedeutete Zeit
Die Premiere von Rossinis «Il turco in Italia» am 22. Februar 2020 war die letzte Vorstellung an der Scala, bevor das Theater zur Abwehr der Coronae-Pandemie geschlossen wurde. Rossini besingt ein idyllisches Bella Italia – «dich liebt der Himmel und die Erde!» Dagegen war am Tag der Premiere 60 Kilometer entfernt, in dem, was die Italiener habsburgisch «il hinterland» nennen, die erste Rote Zone abgeriegelt worden. Mailand sollte durch einen «cordone sanitario» vor dem Virus bewahrt werden.
Am folgenden Tag trafen sich die Mailänder zu Hamsterkäufen in den Supermärkten der Stadt.
Mit der Premiere von Mozarts «Le nozze di Figaro» Ende Juni wurde der Spielbetrieb an der Scala wieder aufgenommen, 14 Monate nach den ersten Schrecken. Die Atmosphäre war ungleich entspannter, das ganze Land galt inzwischen als zona bianca, fast schon virusfrei. Dennoch herrschte Maskenpflicht in Logen und Parkett, statt der üblichen 2.000 Besucher waren 750 zugelassen, weitläufig auf die Sitzplätze verteilt – eine Aufklärungseinheit, die sich einen Eindruck verschaffen durfte, ob das Theater denn noch funktioniere.
Und wirklich hatte der Abend zunächst etwas von einem Geheimnis. Die Zuschauerinnen und ...
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Opernwelt September/Oktober 2021
Rubrik: Magazin, Seite 100
von Klaus Georg Koch
Sie hat nur einen kurzen Auftritt. Die Jukebox, die Detlef Heusingers «chronologischem Musiktheater» den Namen verleiht: «Jukeboxopera». Sie verschwindet nach der ersten Szene in der Versenkung der Bühne des Theaters Freiburg. Mehr als eine Initialzündung ist sie nicht. Das rund 100-minütige Werk des Komponisten und künstlerischen Leiters des Freiburger...
Mit Zaubertränken ist das so eine Sache: Man muss dran glauben, sonst wirken sie nicht. In Bad Wildbad wurde ein solcher gereicht, verdienst- und eigentlich reizvoll, die «Moderne Erstaufführung» von Daniel-François-Esprit Aubers «Le philtre», dem «Liebestrank». Ist es nun Segen oder Fluch, dass man beim Hören ständig das emotional aufgeladenere, elegantere...
Er sei zu den Proben ins Theater geflogen, sagt Evgeny Titov und breitet die Arme aus. «Ich war diese Wochen durchweg glücklich. Das Ensemble und ich, wir waren wie eine Blutgruppe.» Sechs Kilo habe er abgenommen während der Zeit. Vermutlich, weil er auf der Bühne permanent auf maximalem Energielevel schwingt, selbst in jede Rolle einsteigt und das Ensemble mit...