Sehen und Gesehenwerden
Schwer zu sagen, wer sie ist. In Antwerpen ist Mélisande anfangs noch ein Mädchen. Aber je länger es sich in den Schnüren verstrickt, die sich zu magischen Dreiecken formen, am Ende gar zu einem Stern, desto mehr wandelt sie sich zur Spinnwebfrau: eine schimmernde Gestalt, durchscheinend fast im fleischfarbenen Kostümgespinst von Iris van Herpen, das sie mehr ent- als verhüllt. Sie könnte von einem unbekannten Planeten stammen, beauftragt mit einer Mission. Der Raum deutet darauf hin: Schwarz gewölbt, gleicht er einem Observatorium.
Und wie mit dem Hubble-Weltraumteleskop fotografiert, werden auf einer kreisrunden Projektionsfläche darin denn auch immer wieder ferne Galaxien sichtbar, die einen das Außerirdische ahnen lassen, das sich hier ganz weiblich in einem «Beziehungsgeflecht» gestaltet. Fast ist man versucht, von einem Astralleib zu sprechen. Doch den kann man bekanntlich nicht schwängern. Dennoch geschieht dies im weiteren Verlauf der Oper, wird aber nicht wirklich erklärt. «Ne me touchez pas, ne me touchez pas», singt Mélisande, als sie Golaud gleich zu Beginn in Besitz nehmen will.
Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet haben Debussys tragédie lyrique gemeinsam inszeniert ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Hartmut Regitz
59. Jahrgang, Nr 3
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752309
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