Schwerelos schwebend
Mélodies d’ailleurs», «Lieder von damals» nennen die beiden jungen Schweizerinnen, die Sopranistin Viviane Hasler und ihre Klavierpartnerin Maren Gamper, ihre Debüt-CD. Das «Damals» ist das Frankreich des Fin de Siècle. Mit den «Mélodies», der französischen Antwort auf das deutsche Kunstlied, wagen sie sich an ein Genre, das – jedenfalls für Nicht-Muttersprachler – noch immer zum Schwersten im Bereich des Gesangs gehört, und sie bestehen die Herausforderung mit Bravour.
Am Beginn des Programms stehen Claude Debussys sechs «Ariettes oubliées» auf Texte von Paul Verlaine – jener Zyklus also, mit dem der junge, gerade dem Konservatorium entwachsene Debussy, gleichsam wie aus dem Nichts, die Manifestation einer neuen Kunst schuf. Wort, Gesang und Begleitung verschmelzen hier zu einer nie zuvor gehörten Einheit – einer musikalischen Deklamation von Lyrik, die mit allen Konventionen der Gattung bricht. Debussy folgt wie ein Seismograph «auf Schritt und Tritt» (so einst die Sopranistin Claire Croiza) dem Tonfall der Worte wie der Empfindungen. Er erfasst sie noch in den feinsten, abgründigsten Schattierungen. Viviane Hasler trifft die subtilen Nuancen dieser Musik nahezu vollkommen – mit ...
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Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: CD, DVD, Buch, Seite 52
von Uwe Schweikert
Als im Grand Théâtre de Provence ein Gluck-Marathon aus seinen beiden «Iphigénie»-Opern das Festival eröffnet, gehen in Paris Tausende auf die Straße, um gegen den Erfolg der extremen Rechten bei den französischen Parlamentswahlen zu protestieren. Die Eröffnungswoche in Aix, in der täglich eine Premiere stattfindet, liegt in jener ersten Juliwoche, die dem Schock...
Lieber Herr Trojahn, in diesem Monat erlebt Ihr «Orest» in Kopenhagen seine sechste Inszenierung seit der Amsterdamer Uraufführung 2011. Damals haben Sie in einem Interview über den Protagonisten, der als suchender Held zwischen zwei archaischen Systemen steht – dem Matriarchat, das den Gattenmord erlaubte, und einer neuen patriarchalischen Ordnung –, gesagt: «Wie...
Sein Blick folgt aufmerksam den Solisten auf der Bühne, die Arme fahren in großen, vertikalen Bewegungen nach oben, der Oberkörper bleibt ruhig. Hannu Lintu ist ein Klangarbeiter, ein Dirigent, der immer wieder betont, wie wichtig ihm das Zuhören ist, der eine Partnerschaft sucht mit den Musikern, aber auch mit dem Publikum im Saal. Diese Beschreibung mag viele...