Schwarze Kacheln
Die «grauenvolle Stille», welche Florestan im finstersten Winkel des Staatsgefängnisses von Sevilla umfängt, ist so beredt wie eine Generalpause in einer Symphonie von Anton Bruckner. Die Assoziationsmaschine seines Gehirns läuft auf Hochtouren. Er denkt zurück an des Lebens Frühlingstage und antizipiert zugleich hellere Zeiten, imaginiert «sanft säuselnde Luft», gar einen Engel, der ihn zur Freiheit führt. Eine derart tosende Stille, in der selbst Kerkerschimmel noch die Imagination von «rosigem Duft» hervorruft, bedarf freilich der sinnlich-analogen Vermittlung.
Die Bewusstseinsströme der Energien, Erinnerungen und Emotionen müssen fließen können – selbst dann, wenn nur ein einzelner Mensch sein Schicksal verhandelt, wie hier in einer die Vereinzelung auf die Spitze treibenden Arie von Beethoven, in der die Utopie, ins «himmlische Reich» auszubrechen mit der Fast-Schon-Unsingbarkeit der tenoralen Extremlage einhergeht.
Doch wie ist das mit der neuen Stille auf den verwaisten Bühnen, in extradünn besetzten Proben- und Unterrichtsräumen einer künstlerischen Hochschule? Was sagt uns diese Stille? Im dominant gewordenen, derzeit verpflichtenden Digitalkontext der ...
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Opernwelt März 2021
Rubrik: Focus Spezial, Seite 19
von Peter Krause
Die Sache ist ein bisschen kompliziert, wie meistens, wenn es um die Liebe geht. Auf jeden Fall endet es damit, dass sie sich einen One-Night-Stand sucht und einfach mit irgendwem ins Bett geht. Uff, seufzt da Bryan Benner, Sänger der Erlkings – weil es halt immer irgendwie «the same old story» ist beziehungsweise «eine alte Geschichte», wie es in Robert Schumanns...
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Um die Welt zu verstehen, ihren Lauf, ihre wahnwitzigen Wendungen, empfiehlt sich von Zeit zu Zeit ein geneigter Blick in den Wirtschaftsteil einer seriösen Tageszeitung, sagen wir: der «SZ». Da las man Anfang Februar mit staunenden Augen, dass Hegdefonds an der New Yorker Wall Street binnen weniger Tage umgerechnet 16,6 Milliarden Euro verloren hatten, weil...