Herzschmerz im Paradies
Er wollte eigentlich nur eine Hausaufgabe für die Sommerferien von seinem Kompositionsprofessor erbitten, doch dann überreicht Jules Massenet seinem gerade einmal 17-jährigen Lieblingsstudenten Reynaldo Hahn gleich ein veritables Opernlibretto, die Bühnenfassung eines Erfolgsromans von Pierre Loti. Drei Jahre quält sich der angehende Komponist mit der Arbeit an der Partitur, doch Massenet zeigt sich so zufrieden mit dem Ergebnis, dass er «L’île du rêve» sogar an die Opéra Comique vermittelt. 1898 findet die Uraufführung statt, neunmal wird der Einakter des Debütanten gespielt.
Wenn die Stiftung Palazzetto Bru Zane jetzt das Jugendwerk als 26. Veröffentlichung in seiner noblen Buch-mit-CD-Reihe zur «Opéra français» vorstellt, kann man das Werk eines Hochbegabten entdecken. Dessen Stärken allerdings definitiv nicht im Musiktheatralischen liegen. Im Briefwechsel mit seinem Freund Édouard Risler erklärt Hahn immer wieder, wie schwer es ihm falle, die gestellte Aufgabe zu bewältigen. «Ich werde mich jetzt zwei Wochen davon ausruhen», kündigt er im August 1891 an, «indem ich jede Menge Lieder und Klavierstücke schreibe». Diese kleinen Formen sollten dann tatsächlich zur Spezialität des ...
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Opernwelt März 2021
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 36
von Frederik Hanssen
Das «Rheingold» wird in diesem Jahr bei den Bayreuther Festspielen endlich einmal am Wasser stattfinden, wenngleich nicht am Rhein, sondern nur am kleinen Teich im Festspielpark. Und auch die Musik für die Inszenierung des Puppenspielers und Regisseurs Nikolaus Habjan wird nicht von Richard Wagner sein, sondern vom zeitgenössischen Komponisten Gordon Kampe. Nachdem...
Wundersamer, klangreicher, magischer Ort. Ort der puren ästhetischen Überwältigung: Eine «Hotellerie des Signifikanten» nennt der französische Philosoph Roland Barthes jenen Raum, in dem das Subjekt gehört werden kann, mitsamt der Bewegung seines Körpers. Und vor allem mit jener Stimme, die den Hörenden zu verzaubern vermag. Die Stimme, so heißt es in Barthes’...
Das in der Oper über Jahrhunderte fruchtbar bestellte Konfliktfeld zwischen privater Passion und politischer Pflicht war schon zu Lebzeiten Antonio Salieris ein altes Lied. Er besang es neu, indem er sich, wie bereits Lully oder Händel vor ihm, Torquato Tassos «Gerusalemme liberata» vornahm. Marco Coltellini, Geburtshelfer der Opernreform von Salieris Mentor...