Schönste Wiener Opernblumen

Die Volksoper revitalisiert Bondys «Salome»-Inszenierung, das Sirene Operntheater entdeckt die Sprache der Pflanzen, und die Musiktheatertage erkunden Neuland

Opernwelt - Logo

Salome, schönste Blume des Morgenlands? Nein, falsches Stück, falsches Genre. «Die alte Hur’ is net umzubringen», soll Robert Stolz über seinen (nach der Prinzessin benannten) «orientalischen Foxtrott» gesagt haben. In der Volksoper Wien aber steht nicht etwa irgendeine Stolz’sche «Salome»-Revue auf dem Programm, sondern Strauss’ seinerzeit skandalös-monströser Einakter. Musikalisch eine lohnende wie lehrreiche Herausforderung für das Haus – und zugleich die letzte Premiere des nach gut einer Spielzeit schon wieder scheidenden Musikdirektors Omer Meir Wellber.

Orchester wie Ensemble sind gut studiert und liefern grosso modo eine beachtliche Leistung, auch wenn die reduzierte Besetzung zu bläserlastig und punktuell rücksichtslos laut tönt. Vor allem aber drückt der Dirigent aufs Tempo. Rasch, flirrend soll diese «Salome» klingen. Das mag man als unsentimental goutieren, doch verbiegt es die rauschende Sinnlichkeit ins Exaltiert-Hektische. Jede Ruhe fehlt, auch dort, wo die Partitur sie schon aus Kontrastgründen brauchte. Astrid Kessler klingt als Salome dort am besten, wo sie alles geben kann und muss: Im Schlussgesang segelt ihr Sopran respektabel auf den orchestralen Wogen. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2023
Rubrik: Magazin, Seite 74
von Walter Weidringer

Weitere Beiträge
Paukenschläge aus dem Paradies

Das hohe Lob stammt aus berufenem Munde: «Sie gehört zum Stamm der Pioniere, der Wegbereiter. Sie ist uns vorausgegangen, hat Bäume gefällt, Felsen gesprengt und Brücken gebaut, um den Weg freizumachen für die nach ihr Kommenden.» Es war Virginia Woolf, die diese Worte wählte, um eine der wohl erstaunlichsten Komponistinnen aller Zeiten zu beschreiben – Ethel...

Handwerk mit Genie

Die «Ära Mahler» an der Wiener Hofoper, die von 1897 bis 1907 dauerte, gilt nicht nur als nie wieder erreichte Glanzzeit des Hauses, sondern war zugleich ein Meilenstein der Theatergeschichte. Dabei beschränkte sich Mahlers Rolle keinesfalls auf die Ausstrahlung als Dirigent. Gerade als Direktor und Regisseur – Funktionen, die in der Mahler-Biografik stets in den...

Bayerische Talentschmiede

Als Volkstheater war das heutige Staatstheater am Gärtnerplatz konzipiert, als es 1865 in München eröffnet wurde. Seitdem hat es wechselhafte Geschicke durchlaufen, aber als Faustregel galt immer: Dem Haus ging es umso besser, je stärker es sich schon im Repertoire von der größeren, finanziell bessergestellten Bayerischen Staatsoper in derselben Stadt absetzte. Je...