Schöner Schein
Draußen vor der Tür lockt die Freiheit, drinnen im Saal das pure Verlangen. Draußen blickt uns von zwei zehn Quadratmeter großen Bannern herab eine kühl-unantastbare Schönheit an und wirbt für das Eau de Parfum «Libre» eines renommierten Duftproduzenten, drinnen im Saal schaut uns eine alles andere als kühl-unantastbare Schönheit an und wirbt für das (fiktive) Eau de Parfum «Villain». Und das ist genau genommen schon das Problem dieses reizüberfluteten Abends.
Simon Stone bildet in seiner «Traviata»-Inszenierung im Palais Garnier die Welt so ab, wie sie ist, im Kleinen wie im Großen. Sein Paris ist das Paris der glitzernden Fassaden, wo Champagner fließt, wo die Mitglieder der Hautevolee feinen Smoking und schick-knappe Cocktailkleider tragen, wo Geld keine Rolle spielt, und wo die Kurtisane ein omnipräsenter Popstar mit lukrativem Werbevertrag ist, die nach Erfüllung ihrer Tätigkeit als Marke mit einer auf die Bühne geschobenen Limousine nach Hause gebracht wird. Die Kommunikation erfolgt via Short Message Service, alles wird in eiligstem Tempo erledigt: Gefühle, Geschäfte, Gemeinheiten. Schöne kalte Welt, videogeneriert, irre schnell und genauso irre schrill.
Nicht minder ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 54
von Jürgen Otten
JUBILARE
Ute Trekel-Burckhardt wurde im sächsischen Pirna geboren. Sie nahm zunächst Klavier- und Geigenunterricht und studierte nach dem Abitur Gesang an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. 1963 debütierte die Mezzosopranistin als Page in Strauss’ «Salome» in einer Inszenierung von Götz Friedrich an der Komischen Oper Berlin, der sie lange verbunden...
In Mel Brooks’ Filmparodie «Young Frankenstein» rast Marty Feldman als Diener Igor (auszusprechen: Aigor) mit wehenden Rockschößen durchs Laboratorium und reißt vehement Schalter herum, auf dass sein Meister (Gene Wilder) aus einem Mixtum compositum von Leichenstücken ein neues Wesen schaffen könne. Anlässlich von Raphaël Pichons Album «Libertà! – Mozart et...
Im Anfang war das Wort: Weil Peter Seiffert erkrankt war, musste ein Einspringer für die männliche Hauptpartie in Richard Wagners «Handlung in drei Aufzügen» annonciert werden. Heiko Börner übernahm, war aber – womöglich durch den Nimbus des berühmten Kollegen eingeschüchtert oder mit der Inszenierung noch nicht vertraut – allzu konzentriert auf das Setzen und...
