Schattenmusik

Wagner: Tristan und Isolde
Köln | Oper | Staatenhaus

Im Anfang war das Wort: Weil Peter Seiffert erkrankt war, musste ein Einspringer für die männliche Hauptpartie in Richard Wagners «Handlung in drei Aufzügen» annonciert werden. Heiko Börner übernahm, war aber – womöglich durch den Nimbus des berühmten Kollegen eingeschüchtert oder mit der Inszenierung noch nicht vertraut – allzu konzentriert auf das Setzen und Formen der Töne bedacht, was seinen Tenor bei gutem Sitz, angenehmem Timbre und guter Kondition etwas unfrei machte.

Karl-Heinz Lehner sang in Köln schon einen nahezu idealen «Tannhäuser»-Landgrafen, für König Marke hätte man sich mehr innere Teilnahme und Bass-Autorität gewünscht. Leider trat auch der Kölner Publikumsliebling Samuel Youn als Kurwenal nicht in Bestform auf, so dass für die stimmlichen Glanzpunkte die Damen sorgten: Claudia Mahnke als hochpräsente, kraftvoll strahlende und registerfeste Brangäne und Ingela Brimberg mit ihrer ersten Isolde – hochklassig, mit «schwedisch» tragfähigem Volumen, leichtem Ansatz, vielen Farben, aber in der Höhe und auf die Dauer auch mit merklichem Tremolo.

Brillant das Vorspiel: Überaus fein, schlank und reich abgeschmeckt klingt das Gürzenich-Orchester, so aufregend sind die ...

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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Michael Struck-Schloen

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