Schattenmusik
Im Anfang war das Wort: Weil Peter Seiffert erkrankt war, musste ein Einspringer für die männliche Hauptpartie in Richard Wagners «Handlung in drei Aufzügen» annonciert werden. Heiko Börner übernahm, war aber – womöglich durch den Nimbus des berühmten Kollegen eingeschüchtert oder mit der Inszenierung noch nicht vertraut – allzu konzentriert auf das Setzen und Formen der Töne bedacht, was seinen Tenor bei gutem Sitz, angenehmem Timbre und guter Kondition etwas unfrei machte.
Karl-Heinz Lehner sang in Köln schon einen nahezu idealen «Tannhäuser»-Landgrafen, für König Marke hätte man sich mehr innere Teilnahme und Bass-Autorität gewünscht. Leider trat auch der Kölner Publikumsliebling Samuel Youn als Kurwenal nicht in Bestform auf, so dass für die stimmlichen Glanzpunkte die Damen sorgten: Claudia Mahnke als hochpräsente, kraftvoll strahlende und registerfeste Brangäne und Ingela Brimberg mit ihrer ersten Isolde – hochklassig, mit «schwedisch» tragfähigem Volumen, leichtem Ansatz, vielen Farben, aber in der Höhe und auf die Dauer auch mit merklichem Tremolo.
Brillant das Vorspiel: Überaus fein, schlank und reich abgeschmeckt klingt das Gürzenich-Orchester, so aufregend sind die ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Michael Struck-Schloen
Wenn Theaterregisseurinnen oder -regisseure abends von den Proben müde ins Hotelbett fallen, dann flutscht die Hand gern zur Fernbedienung. Was sie da im TV zu sehen bekommen, hat zwar selten direkt mit Kunst zu tun, kann aber den Blick für das mediale Volksvermögen schärfen – und damit Kunst inspirieren. Dem russischen Opern- und Schauspielregisseur Timofey...
An Aufnahmen von Schuberts letztem Liederzyklus «Schwanengesang» herrscht kein Mangel. Wer sich der erdrückenden Konkurrenz stellt, muss etwas Eigenes zu sagen haben. Markus Schäfer, als Tenor im Barockrepertoire erfahren und bereits auf die 60 zugehend, hat es. Was seiner herben, monochromen, vom Timbre her wenig attraktiven und technisch oft unausgeglichenen...
Nanu! Ist das nicht Michel Houellebecq? Dieser schmächtige Typ mit strähnigem Haar, der da rauchend im Bett liegt? Der dann sturzbetrunken zur Badewanne torkelt, um sich die Fußnägel zu lackieren?
Ja, zweifellos, er ist es. Der französische Kultautor ist in Elisabeth Stöpplers Inszenierung von Offenbachs letzter Oper «Les contes d’ Hoffmann» omnipräsent: Seine...