Schloss und Schuppen

Wer den schwedischen Opernsommer entdecken will, wird vor allem in der Provinz fündig: Puccini und Leoncavallo bei der Opera pa Skäret, Monteverdis «Poppea» in Drottningholm und eine knallige Polit-Operette in Vadstena

Nennen wir sie Rhonda. Rhonda ist achtzig Jahre alt. Die Beine tun es nicht mehr so richtig, deshalb hat sie einen Rollator dabei. Und ihren schwedischen Chaperon. Nennen wir ihn Olof. Olof ist schätzungsweise Mitte fünfzig und organisiert Reisen für vermögende Privatkunden.  Kennengelernt haben die beiden sich in – Papua-Neuguinea. Nun kommt Rhonda regelmäßig aus New York angereist, um mit Olof in Stockholm und Umgebung Opernluft zu schnuppern. Letztes Jahr waren sie im Barock­theater von Drottningholm und im noch älteren Theater des Schlosses Ulriksdal.

Auch nach Gripsholm sind sie gefahren, um sich das von König Gustav III. eingebaute Theaterchen anzuschauen, doch dann hat Rhonda es doch nicht bis hinauf ins dritte Obergeschoss geschafft. Jetzt sitzt sie im holzgetäfelten Speisewagen eines historischen Sonderzuges, der von der Stockholmer Centralstation rund 250 Kilometer an den Skäret-See rumpelt, zu einem stillgelegten Sägewerk, in dem es seit ein paar Jahren jeden Sommer ein Opernfestival gibt. Mit schütterer, fast tonloser Stimme erzählt Rhonda bei Lachs und Bier vom Chor der Met, dem sie mehr als drei Jahrzehnte angehörte. Sie hat viel erlebt in dieser Zeit – den Streit um ...

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Opernwelt September/Oktober 2009
Rubrik: Festspiele, Seite 28
von Albrecht Thiemann

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