Rückzug auf Raten
Anne Sofie von Otter in strengem Schwarz mit Gretchenfrisur als L’Opinion publique konnte dieses Jahr im Salzburger «Orphée aux enfers» mit der speziellen Sympathie des Publikums rechnen. Doch die «Öffentliche Meinung» schien auch an der Salzach weit über Offenbachs Opéra-bouffon hinaus wirksam. Sind ihre eigentlichen Spiel- und Jagdwiesen nun doch – es lebe die Raute – Twitter & Co.
Wie eben das Phänomen #MeToo (das im Übrigen auch in von Otters Privatleben verhängnisvoll eingebrochen war, hatte sich ihr Gatte, Schauspielintendant Benny Fredriksson, im vergangenen Jahr nach einem auf haltlosen Anschuldigungen basierenden «Shitstorm» gegen seine Person doch das Leben genommen). In diesem Sommer nun geriet Plácido Domingo ins Visier, der Tenorissimo, Maestro, Sovrintendente und inkriminierte Don Juan. Zunächst waren es laut Associated Press elf Frauen, die ihm konkret sexuelle Belästigung oder Missbrauch vorwarfen. Durfte man in Salzburg in diesem Zusammenhang etwa auch an das Genie Amédée und das von ihm in Musik gesetzte Manifest der Lendenstärke, die Registerarie, denken? «Purché porti la gonnella, voi sapete quel che fa ...»?
Auf jeden Fall hatten, wie bekannt, die San ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt November 2019
Rubrik: Magazin, Seite 71
von Gerhard Persché
Florenz, die Heimatstadt Machiavellis, war schon immer Schauplatz fataler politischer Fehden. Der Maggio Musicale Fiorentino, das älteste, 1933 gegründete Opernfestival Italiens, bildet da keine Ausnahme. Aktuell steht das Unternehmen bei Dienstleistern und Gastkünstlern, bei Banken und beim Fiskus mit insgesamt 57 Millionen Euro in der Kreide. Während der letzten...
Frau Röschmann, kürzlich haben Sie als Alceste debütiert. Was muss man bei Gluck anders machen? Eine andere Stimmeinstellung finden?
Für Gluck vielleicht nicht, aber für das Französisch. Ich habe noch nicht so viel in dieser Sprache gesungen. Insofern dauerte es doch eine Zeit, bis ich das gelernt hatte. Parallel zur Alceste habe ich die «Tannhäuser»-Elisabeth...
Zwar ist 2019 noch nicht vorbei. Doch müsste ein Wunder geschehen, um dieses Offenbach-Jahr noch zu drehen. Sein Ertrag ist – überschaubar: einige Neuproduktionen, doch kaum neue Perspektiven. Und noch weniger Auseinandersetzungen mit Unbekanntem («Barkouf», der im Oktober in Köln Premiere hatte, war schon 2018 in Straßburg herausgekommen).
Das kalauernde Motto...
