Raumfüllend, von Tür zu Tür
Wenn Levine die Keule auspackt, steht das Orchester stramm. Wenn gegen Ende des Prologs und vor Eintritt in die erste Tür Béla Bartók kurze, knackige Crescendi fordert, wenn hier das bange Ende von «Blaubarts Burg» im Zeitraffer vorweggenommen wird, hält die Neuaufnahme mit den Münchner Philharmonikern treffliche Momente bereit.
Auch wenn bei der «siebten Tür» das Orchester zum Tutti anwächst, um kurz danach wieder an die Grenze zur Stille zurückzuführen, hat sie Klasse.
Dazu röchelt – sehr authentisch – ein um Fassung ringender John Tomlinson als Blaubart, der zuvor mit markiger Stimme den Führer durch sein Schloss gemimt hatte. Ein Blaubart, der nie eine wirkliche Liebe zu Judith zu spüren scheint, bei dem stets die Autorität durchscheint: Tomlinson gelingt ein stimmiges Rollenporträt mit klarer Deklamation und kurzen, tiefen Staccatotönen, die die Wucht von Nadelstichen haben. Die Konzeption der Figuren verlangt von Judith mehr Leidenschaft. Die bulgarische Mezzosopranistin Kremena Dilcheva – anno 2004 im Bayreuther «Parsifal» zu erleben – lebt das zur Genüge aus. Als sie die fünfte Tür erreicht, stößt sie einen gellenden Laut aus, raumfüllend, von einem fulminanten Orchester ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Da hilft kein Fleckenteufel: Am Ende ist das weiße Sofa nicht weniger blutüberströmt als jene, die auf ihm lebten, liebten und starben. Dass Philipp Himmelmann kein Möbelschoner ist, hat er schon in seiner Berliner «Don Carlo»-Inszenierung bewiesen, wo Spanien an, auf und unter einem Esstisch regiert wurde. In der Heimat des Regisseurs muss nun ein Viersitzer dran...
Herr Wieler, Herr Morabito, wie kamen Sie eigentlich zu dieser Jugendoper Mozarts?
Wieler: Ich kannte das Stück noch nicht, als ich für die Amsterdamer Produktion eingeladen wurde, obwohl wir in Stuttgart den «Titus» schon inszeniert hatten. Damals hatte ich noch etwas Angst vor dem Operngenre. Ich dachte lange, dass ich nie eine Oper inszenieren könne, aber...
Die erfreuliche CD-Renaissance des kanadischen Sängerehepaares Léopold Simoneau (*1916) und Pierrette Alarie (*1921) fördert weiterhin Neuigkeiten zutage. MDV Classics ist bei seinem zweiten diesem Paar gewidmeten Recital abermals beim Südwestfunk Baden-Baden fündig geworden, aber auch bei der Amsterdam Philharmonic Society. Viele Titel, etwa die Arien des Don...