Träume(n) in einer grausamen Welt

Das Opernschaffen Michael Tippetts - eine Bestandsaufnahme

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In Tippetts letzter, in Deutschland noch nie aufgeführter Oper «New Year» (Neujahr) betritt die Anti-Heldin Jo-Ann laut Szenenanweisung die Bühne, «als ob sie von der Gewalt der Klänge draußen hereingeweht» wird. Die brutale, mit elektro-akus­tischen Effekten und reichlich Schlagwerk angereicherte Musik verebbt und weitet sich zu einer Gesangskantilene. «Safe, safe», «in Sicherheit», singt die Kinderpsychologin, die diesen Beruf gewählt hat, um Waisenkindern, wie sie eines war, helfen zu können.

Vor dem «Sturm da draußen» flüchtet sie sich in ihre Bücher, in ihre Illusionen, in sich selbst. Und sie träumt, gestützt von einfühlsamer Instrumentalbegleitung, in einer lyrischen Episode vom Paradies, das sie vor ihrer Haustür nicht findet, und davon, wie sie wohl die Kraft erlangte, sich der Welt zu stellen. In «New Year», erstmals 1989 an der Houston Grand Opera und 1990 in Glyndebourne gegeben, verbindet Tippett auf ungewöhnliche Weise Elemente des Musicals und der ­Masque, Musik des technologischen Zeitalters mit den Urformen des musikalischen Dramas. Dramaturgie und Klang­charakter unterscheiden sich erheblich von den voran­gegangenen vier Bühnenwerken: «The Midsummer Marriage» ...

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Opernwelt Januar 2005
Rubrik: Thema: Michael Tippett, Seite 32
von Meinhard Saremba

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