Pure Schönheit

Donizetti: Lucrezia Borgia in Rom

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Fürwahr, der hanebüchene Plot des zu Weihnachten 1833 an der Mailänder Scala uraufgeführten Werks geht in diesem Fall nicht auf das Konto des Librettisten. Im Gegenteil, Felice Romani tat alles, um die Knoten der schauerromantischen Tragödienvorlage Victor Hugos zu entwirren. So wird die in Venedig und Ferrara angesiedelte Handlung überhaupt erst nachvollziehbar: Da ist der junge, unwissentlich in die eigene Mutter (Lucrezia Borgia) verliebte Offizier Gennaro. Die indes sinnt nach erlittenen Schmähungen auf Rache an den Freunden des jungen Mannes. Wie sich versteht, mittels Gift.

Gennaro und seine Gefährten trinken aus demselben Pokal. Lucrezia gibt sich als seine Mutter zu erkennen. Sie will ihm Gegengift reichen. Er schlägt es aus. Und stirbt mit den Freunden.

Donizettis Partitur durchtränken Kontraste. Volkstümliches wie leichtfüßige Tanzweisen schlagen unversehens ins Drama um. Kaum wird ein Brindisi angestimmt, ertönen in der Ferne schon Trauerchöre samt Totenglocke. Arien und Ensembles rütteln an überkommenen Schemata. Aufregend. Zumal Regisseurin Valentina Carrasco Funken schlägt aus dem fatalen Maskenspiel, das Lucrezia im wörtlichen wie im übertragenen Sinn sowohl mit dem ...

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Opernwelt April 2025
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Michael Kaminski

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