Prüfstand Gegenwart

Fünfzehn Jahre Staatsoper Stuttgart unter der Leitung von Klaus Zehelein - Versuch einer Bilanz

Opernwelt - Logo

Unter den deutschsprachigen Opernhäusern kommt Stuttgart seit den 1950er Jahren eine besondere Stellung zu. Walter Erich Schäfer, General­intendant von 1950 bis 1972 und in all diesen Jahren sein eigener Opern­direktor, hat das Haus am Eckensee früh zu einem Kris­tallisationspunkt des modernen Regietheaters gemacht – lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab.

Hier hat Wieland Wagner von 1954 bis 1966 immer wieder Stücke erprobt, für die ihm in Bayreuth die Hände gebunden waren: Beethovens «Fidelio», Orffs «Antigonae», Strauss’ «Salome» und «Elektra», Bergs «Lulu» sowie seines Großvaters «Rienzi». Gleichzeitig wirkte als ­Gegenpol gegen Wielands streng stilisiertes, bei aller Abstraktion aber doch höchst expressives Musiktheater der so ganz anders geartete Günther Rennert, der – in der Nachfolge von Felsensteins psychologischem Realismus – in Stuttgart zwischen 1955 und 1977 mehr als dreißig Opern inszenierte.
Auch unter Schäfers Nachfolgern Hans Peter Doll (1972-1985) und Wolfgang Gönnenwein (1985-1992) – mit Wolfram Schwinger als Operndirektor (1975-1991) und Klaus-Peter Kehr als Chefdramaturg (1977-1991) – wurde dieser hohe künstlerische Anspruch mit Regiegästen wie Achim ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Jahrbuch 2006
Rubrik: Opernhaus des Jahres, Seite 18
von Uwe Schweikert

Vergriffen
Weitere Beiträge
Aus der Stille

Da gelo a gelo» – «Von Erstarrung zu Erstarrung» könnte man den Titel von Salvatore Sciarrinos jüngster Oper übersetzen. Es ist die dritte Bühnenarbeit dieses Komponisten, die bei den Schwetzinger Festspielen uraufgeführt wurde. Das Werk fußt auf dem ­Tagebuch der japanischen Dichterin Izumi Shikibu, die vor etwa tausend Jahren lebte. Sie gilt als die größte Poetin...

Mitherrschen, mitfühlen, mitleiden

Einer der letzten heißen Sommertage in Salzburg. Wir haben uns mit René Pape zum Gespräch auf der Terrasse des Festspiel-Pressezentrums verabredet. Der Blick über die Stadt, auf die Feste Hohensalzberg, den Dom und die anderen Kirchen ist immer wieder überwältigend: Architektur, die von einstiger Macht und Herrlichkeit kündet, die Mozart allerdings auch mit ihren...

Es geht immer ums Ganze

Herr Zehelein, fünfzehn Jahre Staats­oper Stuttgart unter Ihrer Leitung, das sind fünfzehn Spielzeiten gegen Event-Kultur und für einen künstlerischen Wahrheits­begriff, der sich von Hegel ableitet und später von Adorno übernommen wurde. Es sind Impulse ­einer Selbstbefragung und Selbstverständigung: Oper als Bild und Gegenbild der Gesellschaft. Das hat Ihrem...