Prinzip Hoffnung
Größer könnte der Kontrast kaum sein: Auf der einen Seite Bernd Alois Zimmermanns «Requiem für einen jungen Dichter» mit seinem gigantischen Aufgebot von drei Chören, großem Orchester, Jazzband, Sängern und Tonbandeinspielungen; auf der anderen Morton Feldmans radikal reduzierte Komposition «Rothko Chapel», eine musikalische Meditation über die Gemälde von Mark Rothko.
Während Zimmermanns multiperspektivisches Geschichtspanorama Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges in komplexer Gleichzeitigkeit erklingen lässt, kreiert Feldman einen mystischen Rückzugsort der inneren Einkehr. Am Staatstheater Darmstadt werden die beiden gegensätzlichen Meisterwerke in der Inszenierung von Karsten Wiegand zu einem Doppelabend zusammengefügt.
«Worauf hoffen?», lautet das Darmstädter Spielzeitmotto, ein Zitat aus einem Gedicht von Konrad Bayer, das in Zimmermanns «Requiem» an zentraler Stelle aufgenommen wird – in die Stille hinein, nachdem die Posaunen zuvor mit stählerner Stoßkraft zum Jüngsten Gericht gerufen hatten: «Worauf hoffen? Es gibt nichts, was zu erreichen wäre, außer dem Tod», heißt es da. Ein verzweifeltes Credo, das sich wie ein düsteres Ostinato durch das gesamte Stück zieht. ...
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Opernwelt November 2024
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Silvia Adler
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